Login RSS

Athen auf der Suche nach einer „guten Lösung“ Tagesthema

  • geschrieben von 
Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt Finanzminister Efklidis Tsakalotos (l.) mit Ministerpräsident Alexis Tsipras während einer Sitzung des Parlaments. Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt Finanzminister Efklidis Tsakalotos (l.) mit Ministerpräsident Alexis Tsipras während einer Sitzung des Parlaments.

An der Spitze eines langen Tisches sitzt Efklidis Tsakalotos. Schräg hinter seinem Rücken die griechische Flagge, daneben die der Europäischen Union. Der Finanzminister trägt ein graues Jackett, Krawatte wie immer keine. In seinem perfekten Oxford-Englisch versucht er den Korrespondenten ausländischer Medien am Montag die gegenwärtige Lage nach dem gescheiterten Treffen der Eurogruppe am 22. Mai und vor der bevorstehenden nächsten Zusammenkunft der EU-Finanz- und Wirtschaftsminister am 15. Juni zu erklären.


„Wir haben sehr viele Reformen durchgesetzt“, resümiert der Minister: „Es ist an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen“. Allerdings seien die Wirtschaftszahlen im letzten Quartal 2016 „nicht so gut wie erwartet ausgefallen.“ Immer wieder weist er darauf hin, wie wichtig gerade in der jetzigen Situation Investitionen für das Land sind. Er weiß aber auch, dass die Kapitalanleger mehr Details über die griechischen Schulden wissen möchten, ehe sie in Hellas ihr Geld investieren. Vor allem aber verweist er auf die bereits erzielten Erfolge: „Wir haben es geschafft, die Banken zu rekapitalisieren, das Renten- und das Steuersystem sowie die öffentliche Verwaltung und den Energiemarkt zu reformieren …“
Zwar bedauert er in seinen Ausführungen, dass die Steuern vor allem für die griechische Mittelschicht in die Höhe geschnellt sind. Jedoch habe man durch die Bekämpfung der Steuerhinterziehung „eine humanitäre Krise verhindern“ können.
Anschließend fasst der Mann an der Spitze des Tisches zusammen, dass die griechische Regierung bereits vieles geleistet habe. „Der Ball“ liege nun auf der Seite der Gläubiger und des Internationalen Währungsfonds (IWF). Dass die Verhandlungen ins Stocken geraten seien, liege nicht an Griechenland, sondern an der EU und dem IWF – „die sich nicht darauf einigen können, was das Wichtigste ist“. Die griechische Regierung habe sich an die Vorgaben und an seinen Anteil des Abkommens gehalten. Er erinnert daran, dass sich der IWF seit August 2015 nicht entscheiden kann, ob er sich am Rettungsprogramm Griechenlands beteiligen wird. „Ich würde sagen, es ist an der Zeit, einen Entschluss zu fassen“,  fasst Tsakalotos nüchtern zusammen.
Der promovierte Wirtschaftsexperte erläutert, es sei das Ziel Athens, auf die internationalen Märkte zurückzukehren. Zudem vertritt er die Auffassung, dass Wolfgang Schäuble, sein Amtskollege in Berlin, „eine Lösung will“. Und dass dieser „weiterhin nach einer Lösung suchen wird“. Schließlich fasst er die Lage der Dinge zusammen: „Wir suchen nicht nach der perfekten Lösung, wir suchen nach einer guten Lösung.“

Elisa Hübel

 

Nach oben

 Warenkorb