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Haftentlassung für türkische Soldaten: Ankara droht mit Entführung Tagesthema

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Acht türkische Offiziere befinden sich in Griechenland unter strenger Polizeibewachung. Sie wurden an einen unbekannten Ort gebracht, um sie vor einem möglichen Zugriff Ankaras zu schützen; Archivfoto: © Eurokinissi. Acht türkische Offiziere befinden sich in Griechenland unter strenger Polizeibewachung. Sie wurden an einen unbekannten Ort gebracht, um sie vor einem möglichen Zugriff Ankaras zu schützen; Archivfoto: © Eurokinissi.

Die türkisch-griechischen Beziehungen haben sich auf dem Problemlevel erneut eine Etage nach oben geschraubt. Am Montag hat die griechische Justiz vier türkische Armeeangehörige aus der Untersuchungshaft entlassen. Grund war, dass die 18monatige Frist, in der eine Person in Griechenland maximal in U-Haft festgehalten werden darf, abgelaufen war. Gemeinsam mit vier weiteren Kameraden, die bereits früher entlassen wurden, leben die Offiziere aus dem Nachbarland nun an einem geheim gehaltenen Ort unter strenger Polizeibewachung.


In Ankara reagierte man ausgesprochen gereizt. Der Vizepräsident der türkischen Regierung Bekir Bozdag stellte fest, dass es „die Pflicht“ Ankaras sei, die Militärs ausfindig zu machen. Man müsse sie „einpacken“ und „in die Türkei zurückbringen, um sie der türkischen Justiz auszuliefern“, so sein Urteil.
Griechenland Außenminister Nikos Kotzias bezeichnete diese Äußerungen Bozdags als „nicht akzeptabel“. Sie würden vor allem auch „Unwissen in außenpolitischen Fragen widerspiegeln“. Der griechische Chefdiplomat schätzte ein, dass sich derartige Erklärungen angesichts der bevorstehenden Wahlen in der Türkei „an das innerpolitische Publikum“ richten würden.  
Auch der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos reagierte. Er kündigte an, dass er seine Amtskollegen in der NATO und der EU über das Statement von Bozdag offiziell in Kenntnis setzen werde. Den indirekt angekündigten Plan des türkischen Vizepräsidenten bezeichnete Kammenos als eine „Militäroperation“. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer geplanten „Entführung“.
Die acht Türken waren im Sommer 2016 nach einem gescheiterten Putschversuch in ihrer Heimat mit einem Hubschrauber in der nordgriechischen Stadt Alexandroupolis gelandet. Dort haben die Acht um Asyl angesucht. Ankara fordert seither vehement ihre Auslieferung; vorgeworfen wird den Militärs sich am damals versuchten Putsch aktiv beteiligt zu haben, was letztere bestreiten.
Die griechische Justiz hat eine Auslieferung mehrfach gestoppt bzw. letztlich kategorisch ausgeschlossen. Es könne nicht gewährleistet werden, dass die Armeeangehörigen in ihrer Heimat einen fairen Prozess haben würden. Auch sei ihre körperliche Unversehrtheit nicht garantiert. Dem Co-Piloten des in Alexandroupolis gelandeten Hubschraubers wurde bereits Asyl bewilligt. Mit seinen Papieren kann er jetzt frei in Griechenland, aber auch ins europäische Ausland reisen.
Vor dem Hintergrund der unverhohlenen Drohungen haben Verletzungen des griechischen Luftraums durch türkische Kampfjets spürbar zugenommen. (Griechenland Zeitung / eh)


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