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Das „Griechische Meer“: Athen, Ankara und die Ausdehnung der Hoheitsgewässer Tagesthema

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Archivfoto (© Eurokinissi) Archivfoto (© Eurokinissi)

Der frühere Außenminister Nikos Kotzias hatte unmittelbar nach seinem Rücktritt im Oktober das Vorhaben der griechischen Regierung angekündigt, die griechischen Hoheitsgewässer im Ionischen Meer von bisher sechs auf zwölf Seemeilen auszudehnen. Seither dominiert dieses Thema in der griechischen Medienberichterstattung.


Der Professor für internationales Recht in der Athener Pantion Universität Alexis Heraclides, erläutert im Gespräch mit der GZ seine Sicht auf dieses Thema: „Das Küstenmeer (griechisch: Aigialitida Zoni) und die Hoheitsgewässer (gr: Chorika Ydata) sind das gleiche; diese Gewässer schlingen sich wie ein Band um das Festland bzw. die Inseln“, erklärt der Professor. In der Ägäis sei dieses „Band“ auf sechs Meilen festgelegt. Das gleiche gelte für die Türkei; Ankara verfügt allerdings über zwölf Seemeilen an seinen Küsten im östlichen Mittelmeer sowie am Schwarzen Meer.
„Mit den sechs Meilen deckt Griechenland seine nationalen Interessen ab“, stellt der Professor, der bereits mehrere Bücher über die griechisch-türkischen Beziehungen in der Ägäis verfasst hat, fest. Damit bestehe seiner Ansicht nach für Athen kein Grund für eine Expansion. Sollte Griechenland dies tatsächlich realisieren, „würde dies der Türkei beinahe tödlich schaden“ und „sie vollkommen abschneiden“, so die Sicht des Politikwissenschaftlers.
Seiner Ansicht nach würde die Türkei dadurch fast keinen Zugang mehr zur Ägäis haben. Das gelte allerdings nicht nur für türkische, sondern auch für Schiffe aller anderen Staaten. Besonders betroffen seien etwa Russland, Rumänien, Georgien und Bulgarien.
Beim Ägäischen Meer, so Prof. Heraclides gegenüber der GZ, handle es sich um einen grundlegenden Knotenpunkt der Schifffahrt in der Region: Verbunden wird hier das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer und anschließend durch den Sueskanal mit dem Indischen Ozean.
Als Alternativlösungen unterbreitet der Wissenschaftler den Vorschlag, dass Griechenland in Zusammenarbeit mit der Türkei teilweise seine Hoheitsrechte ausweiten könne, so dass dies die Schifffahrt nicht weiter behindern würde; es sei allerdings zu erwarten, dass Ankara dann ähnlich handeln würde. Der Professor stellt fest, dass während der Regierung von Simitis in den Jahren 2002 und 2003 eine derartige Lösung zur Sprache gekommen sei und dass man damals „fast“ zu einer Vereinbarung gekommen sei.

 

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in einem längeren Gespräch, das GZ-Redakteurin Elisa Hübel mit Prof. Alexis Heraclides geführt hat. Der Beitrag erscheint demnächst in der Griechenland Zeitung.

 

 

 

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