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Turbulenzen nach Sender-Schließung in Griechenland Tagesthema

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Turbulenzen nach Sender-Schließung in Griechenland
Die plötzliche Abschaltung des staatlichen Griechischen Rundfunks und Fernsehens (ERT) in der vorigen Woche sorgt nach wie vor für heftige politische Turbulenzen. Die Drei-Parteien-Regierung unter dem konservativen Premier Antonis Samaras von der Nea Dimokratia geriet ins Wanken, und es kursierte bereits das Szenario vorverlegter Neuwahlen. Ungeachtet anhaltender Proteste seitens der Opposition, der Gewerkschaften und der ERT-Angestellten beruhigten sich die politischen Fronten am Montagabend nach einem Gipfeltreffen vorübergehend etwas. Bei einem vierstündigen Treffen von Samaras mit seinen beiden Koalitionspartnern Evangelos Venizelos von der sozialistischen PASOK und Fotis Kouvelis von der Demokratischen Linken (DIMAR) suchte man nach einem Kompromiss. Letztere hatten sich konsequent für eine sofortige Wiedereröffnung der staatlichen Sendeanstalt ausgesprochen, erst dann könne man über die dort notwendigen Reformen reden.
Derart ernste Themen könnten nicht über ihren Kopf hinweg entschieden werden, rügten die beiden Juniorpartner. Der Regierungschef unterbreitete daraufhin mehrere Vorschläge, die u. a. Veränderungen im Koalitionsvertrag und eine baldige Kabinettsumbildung beinhalten. Außerdem bot er den beiden Regierungspartnern an, einen Staatssekretär aus ihren Reihen zu ernennen, der für die Umstrukturierung der ERT verantwortlich sein solle. Samaras regte außerdem die Gründung eines Komitees an, das die Vorbereitungen für die Schaffung eines neuen Senders unter dem Namen NERIT AG („Neuer Griechischer Rundfunk, Internet und Fernsehen") leiten soll. Venizelos und Kouvelis hingegen hielten an der Auffassung fest, dass ERT sofort wieder auf Sendung gehen müsse, bis ein entsprechendes Gesetz vom Parlament verabschiedet wird. Der Premier soll das mit dem Hinweis, dass er sich seine Reformpolitik nicht verwässern lasse, abgelehnt haben. Unterdessen befand am Montagabend der Staatsrat in dieser Sache. Dieses höchste Verwaltungsgericht des Landes stimmte den Plänen, ERT zu schließen, zu, regte aber an, dass unter der Aufsicht eines Nachlassverwalters weiterhin gesendet werden solle.
Das Hauptgebäude der ERT im Athener Vorort Agia Paraskevi besuchte Anfang der Woche auch der Europaabgeordnete der Grünen, Daniel Cohn-Bendit. Er warf dabei Samaras undemokratisches Verhalten vor und verglich sein Vorgehen mit dem Regierungsstil des russischen Präsidenten Putin oder des türkischen Premiers Erdogan. (Griechenland Zeitung / eh)
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