Das Kloster Mega Spileo auf der Peloponnes steht im Zentrum eines Skandals mit Antikenschmuggel. Gegen den Abt wird wegen Zugehörigkeit zu einer kriminellen Organisation ermittelt. Bei der vermutlichen Schmugglertätigkeit geht es u. a. um wertvolle Ikonen und religiöse Bücher, wobei auch illegale Verkäufe an Auktionshäuser in Deutschland getätigt worden sein sollen.
Das Kloster Mega Spileo bei Kalavryta ist eines der berühmtesten Klöster Griechenlands. Während der Revolution gegen die Fremdherrschaft der Osmanen, die 1821 begann, galt es als eine Bastion des Griechentums und der Orthodoxie. Nun gerät es wegen Antikenschmuggels ins Rampenlicht der Medien. Dem Abt des Klosters wird Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation vorgeworfen. Die Bande soll illegal wertvolle Ikonen und religiöse Bücher u. a. an deutsche und zyprische Auktionshäuser verkauft haben.
Beweise zur Aushebung dieses Rings hat die Polizei u. a. über verdeckte Ermittler gesammelt. Diese hatten Interesse an Antiken bekundet und wollten vom Klostervorsteher vorgeblich 17 byzantinische Ikonen und zwei Evangelien aus den Jahren 1737 und 1761 für eine Summe von 200.000 Euro erwerben. Die Artefakte stammen nicht unmittelbar aus dem Kloster. Medienberichten zufolge sollen die Ikonen aus Sparta gestohlen worden sein. Drahtzieher könnte ein enger Vertrauter des Abtes sein, der bereits in der Vergangenheit wegen Aktivitäten in Fällen von Antikenschmuggel auffällig geworden war. Festgenommen wurden vier weitere Personen, die in den Fall verwickeln sein sollen: ein Pfandleiher und dessen Frau, ein Schäfer, der mit alten Münzen gehandelt haben soll, sowie ein Mittelsmann. Die Verdächtigen sollen am Donnerstag ihre Aussage zu Protokoll geben. – Gegenüber den verdeckten Ermittlern soll der Abt u. a. zu verstehen gegeben haben, dass er eine antike Bronzestatue verkaufen wolle, die er in einem Grundstück in der Nähe des Klosters vergraben habe. Dafür verlangte der fromme Bruder angeblich eine Summe von zehn Millionen Euro.
In einer ersten Reaktion hat der zuständige Metropolit von Aigialeia und Kalavryta den festgenommenen Abt seines Postens enthoben und kommissarisch selbst dessen Aufgaben übernommen.
Das Kloster ist unmittelbar an einer hohen Felswand errichtet; die ersten drei – von insgesamt acht – Stockwerken befinden sich in einer Höhle im Felsen. Mega Spileo genießt u. a. den Ruf als Wallfahrtsort der Orthodoxie. Gegründet wurde es erstmals im 4. Jahrhundert. Seine heutige Gestalt erhielt es jedoch um 1640.
Im Dezember 1943 wurde es von deutschen Besatzungstruppen geplündert und teilweise in Brand gesetzt. 22 Mönche und Besucher wurden damals ermordet. Es wurde nach dem Kriegsende restauriert. Mega Spileo gilt als eines der ältesten durchgehend in Betrieb befindlichen Klöster der Welt – gleich nach dem Katharinenkloster im Sinai. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)