In den kommenden Wochen soll es zu einem bereits seit dem Frühjahr immer wieder in Aussicht gestellten Treffen zwischen Premier Mitsotakis und dem türkischen Präsidenten Erdogan kommen. Zu besprechen gibt es einiges. Dazu gehören etwa die Festlegung der bilateralen Ausschließlichen Wirtschaftszone sowie der Genozid an den Griechen in der heutigen Türkei.
In der Ägäis gibt es wieder einmal Hinweise für mögliche Spannungen zwischen der Türkei und Griechenland. In dieser Woche sah sich Athen dazu gezwungen, eine sogenannte Anti-Navtex zu veröffentlichen, die Sicherheitsinformationen für die Seefahrt betrifft. Anlass dafür war eine vorher veröffentlichte Navtex der Türkei. Darin hieß es, dass das Forschungsschiff Piri Reis zwischen dem 15. und dem 22. September an mehreren Orten in der Ägäis unterwegs sein wird. Athen stellte daraufhin klar, dass einige der explizit genannten Regionen im Bereich des griechischen Festlandsockels und innerhalb der griechischen Zuständigkeit liegen, die bereits für andere Aktivitäten reserviert seien. – Hintergrund ist die Tatsache, dass sich Griechenland und die Türkei noch nicht auf eine gemeinsame Seegrenze geeignet haben. Vor dem Hintergrund dieser Situation wird es am Rande der UN-Generalversammlung in New York zu einem Treffen zwischen dem griechischen Premierminister Kyriakos Mitsotakis und dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan kommen. Athens Außenminister Jorgos Gerapetritis deutete an, dass dabei auch tiefgründigere Themen angesprochen werden sollen. Zu Wort meldete sich in dieser Sache auch Regierungssprecher Pavlos Marinakis. Er stellte klar, dass Griechenland weiterhin seine nationalen Interessen verteidigen werde.
Zuvor hatte der US-amerikanische Energie-Koloss Chevron Athen den offiziellen Vorschlag unterbreitet, in der Meeresregion südlich von Kreta nach Erdgas- bzw. Erdöl zu bohren – was in Ankara gelinde gesagt nicht gern gesehen wird. Allerdings dürfte man es dort geflissentlich vermeiden, sich mit den USA anzulegen.
Für weitere Unstimmigkeiten sorgte der Gedenktag für die Opfer des Genozids an den Griechen während der sogenannten „Kleinasiatische Katastrophe“, der immer am 14. September begangen wird. Staatspräsident Konstantinos Tassoulas fasste zusammen, dass das Griechentum in der Region, die heute zur Türkei gehört, über einen Zeitraum von 3.000 Jahren präsent gewesen sei. Man erinnere sich und ehre „die die tausenden Griechen, die ermordet wurden und mit Gewalt aus ihren Vaterhäusern verjagt wurden“. Er erinnerte daran, dass das griechische Parlament seit 1998 diesen Tag als Erinnerung an den „Genozid an den Griechen Kleinasiens und Ostthrakiens und im türkischen Staat“ anerkenne.
Zwischen 1914 und 1923 wurden die im damaligen Omanischen Reich lebenden Griechen brutal verfolgt. Unter den damaligen Regimen kam es zu Massakern, Deportationen, Entzug von Lebensmitteln, Vergewaltigungen, Plünderungen und Todesmärschen. Hunderttausende Griechen fanden so den Tod.
(Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)