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Streik in Griechenland gegen 13-stündigen Arbeitstag und Sechs-Tage-Woche Tagesthema

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Unser Foto (© Eurokinissi) entstand am Mittwoch (1.10.) vor dem Parlament in Athen. Unser Foto (© Eurokinissi) entstand am Mittwoch (1.10.) vor dem Parlament in Athen.

„Die Arbeitszeit ist keine Handelsware – sie ist unser Leben.“ Unter diesem Motto haben am Mittwoch (1.10.) tausende Menschen am Klafthmonos-Platz in Athen demonstriert; es folgte ein Protestmarsch bis vor das Parlament am Syntagma-Platz, dem Platz der Verfassung.

Hintergrund ist eine 24-stündige Arbeitsniederlegung, zu der die Dachgewerkschaften für die Angestellten in der Privatwirtschaft (GSEE) und Öffentlicher Dienst (ADEDY) aufgerufen hatten. Der Protest richtet sich in erster Linie gegen Pläne der Regierung, in Griechenland einen 13-stündigen Arbeitstag einzuführen. Die ADEDY fordert außerdem die Wiedereinführung eines 13. und 14. Monatsgehaltes, wie es in der Privatwirtschaft üblich ist. Gefordert werden sowohl von der GSEE als auch von der ADEDY Rahmentarifverträge.
Der GSEE-Vorsitzende Jannis Panagopoulos kritisierte, dass die Regierung „als Lösung gegen die Teuerung und die niedrigen Löhne einen 13-Stunden-Arbeitstag und Arbeit an sechs Tagen in der Woche“ einführen wolle.
Dem 24-stündigen Ausstrand angeschlossen haben sich u. a. Krankenhauspersonal, Taxifahrer, die Mitarbeiter des öffentlichen Nahverkehrs und Seeleute; der Schiffsverkehr kommt dadurch ganztägig zum Erliegen. Ein angekündigter Streik der Fluglotsen wurde per Gerichtsentscheid in letzter Minute für illegal erklärt. Ungeachtet dessen warnen Vertreter der Fluglotsen vor einem „Verbrechen in der Luftfahrt“, dessen Folgen man nicht vorhersagen könne. Sie weisen damit auf mangelnde technische Ausrüstung und insgesamt schlechte Arbeitsbedingungen hin.
Anwesend bei der zentralen Protestkundgebung in Athen war u. a. auch der Vorsitzende der größten Oppositionspartei PASOK Nikos Androulakis. Er stellte fest, dass man sich mit den Beschäftigten solidarisiere, die angesichts von Teuerung, Wohnungskrise und Gesundheitsabbau nun auch noch 13-Stunden-Arbeitstage und Sechstagewochen hinnehmen müssten. Der Vorsitzende des Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA) Sokratis Famellos wies darauf hin, dass Unfälle am Arbeitsplatz zunehmen würden. Außerdem brauche man „europäische Rahmentarifverträge, bessere Löhne, Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“. Die amtierende Regierung der konservativen Nea Dimokratia bezeichnete er als „katastrophal“.
Die Demonstranten haben auch Panos Routsis solidarisch begrüßt, der seit dem 15. September vor dem Parlamentsgebäude einen Hungerstreik durchführt. Durchsetzen möchte er damit, dass die sterblichen Überreste seines Sohnes exhumiert und von Gerichtsmedizinern toxikologisch untersucht werden, um Rückschlüsse auf die tatsächliche Todesursache beim Eisenbahnunglück von Tempi Anfang 2023 zu ziehen. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

 

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