Zum 23. Tag in Folge führt Panos Routsis am Dienstag (7.10.) vor dem Parlamentsgebäude am Athener Syntagma-Platz einen Hungerstreik durch. Noch heute will er entscheiden, ob er diesen abbrechen wird oder nicht.
Die Staatsanwaltschaft der mittelgriechischen Stadt Larissa hatte am Montag beschlossen, dass auch toxikologische Untersuchungen an der Leiche des Sohnes von Routsis durchgeführt werden können, was der Vater fordert. Dieser warte jedoch eine offizielle Mitteilung des Gerichts über die getroffene Entscheidung ab, teilte seine Rechtsanwältin mit. Informiert worden sei er bisher nur durch die Massenmedien, offiziell habe er nichts in der Hand.
Bereits vor Kurzem hatte das Gericht einem Antrag von Routsis stattgegeben, dass die sterblichen Überreste seines Sohnes Denis exhumiert werden dürfen, damit die Identität durch DNA-Tests zweifelsfrei bewiesen werden kann. Dieses Verfahren soll einem Gerichtsbeschluss zufolge am Donnerstag dieser Woche durchgeführt werden.
In naher Zukunft soll außerdem ein Gerichtsverfahren beginnen, das die Aufklärung bzw. die Bestrafung der Verantwortlichen des Zugunglücks von Tempi zum Ziel hat. Ende Februar 2023 hatten 57 Menschen den Tod gefunden, als ein Intercity frontal mit einem Güterzug zusammengestoßen war. Unter den Toten war auch der damals 22-Jährige Denis Routsis. Auf der Anklagebank werden insgesamt 36 Personen sitzen. Vorgeworfen werden ihnen u. a. gefährliche Eingriffe in den Eisenbahnverkehr mit möglichem Vorsatz.
Rechtsanwälte stellten in den griechischen Medien klar, dass es sich um mehrere parallele Prozesse handeln wird. Diese betreffen etwa den Grund, warum der Unfallort sehr schnell nach dem Desaster zugeschüttet wurde. Ein weiteres Ermittlungsverfahren betreffe manipulierte Audiodateien, was vermutlich in den ersten Tagen nach dem Unfall geschah. Die Kläger gehen davon aus, dass damit Beweismaterial vernichtet bzw. vertuscht werden sollte.
Regierungssprecher Pavlos Marinakis stellte fest, dass die Regierung auf der Seite eines Vaters stehe, der für die Wahrheit kämpfe. Unterstützt wird Routsis auch von einem großen Teil der griechischen Bevölkerung. Am Montag erhielt er vor seinem Zelt am Parlament auch Besuch vom Erzbischof Athens und Ganz Griechenlands, Hieronymos. Dieser sicherte ihm seinen Beistand zu und erklärte, dass er einen Menschen besucht habe, der leide. In einem Statement fasste Routsis den Sinn seines Protestes zusammen: „Gemeinsam mit der Gesellschaft fordere ich seit zweieinhalb Jahren Gerechtigkeit.“ (Griechenland Zeitung / eh)