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Schulden, Tempi, Außenpolitik: Ex-Premier Samaras rechnet ab

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Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt den ehemalige ehemaligen Premierminister Antonis Samaras. Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt den ehemalige ehemaligen Premierminister Antonis Samaras.

Über aktuelle Themen in großer Bandbreite, aber auch über seine Regierungszeit (2012-2015) hat der ehemalige Premierminister Antonis Samaras an diesem Wochenende in einem Fernsehinterview mit dem privaten TV-Sender ANT1 seine Ansichten dargelegt.

Der gelernte Wirtschaftswissenschaftler erläuterte, dass ein wichtiger Grund für die derzeitige Teuerung in Griechenland die hohe Mehrwertsteuer sei. Wegen der Teuerung würden kaum noch Griechen auf den zahlreichen Inseln des Landes ihren Urlaub verbringen können. Durch den Tourismus aus dem Ausland drohten diese obendrein, zu einer Art „Disneyland“ zu werden. Weiterhin kritisierte er, dass vier von zehn Griechen Schulden angehäuft hätten; bei neun von zehn von ihnen seien die Außenstände höher als 10.000 Euro; insgesamt hätten die privaten Schulden bereits einen Wert von 112 Milliarden Euro erreicht. In seinen Ausführungen ging der konservative Politiker auch auf die realen öffentlichen Schulden Griechenlands ein. Diese beliefen sich derzeit auf 362 Milliarden Euro; 2014, als er das Land regierte, seien es lediglich 317 Milliarden Euro gewesen.
Kritisiert wurde von ihm auch, dass in Griechenland viele Schulen aufgrund eines Mangels an Schülern geschlossen würden; auch griechische Schulen im Ausland würden aufgrund fehlender finanzieller Mittel schließen.
Kritik übte der Ex-Premier auch an der früheren deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ihr warf er vor, dass sie Griechenland „zur Abschreckung“ habe opfern wollen. Seine einstige Amtskollegin habe ihm vorgeschlagen, dass Hellas die Eurozone verlassen möge, allerdings habe er diesem Ansinnen nicht zugestimmt. Außerdem stellte er fest, dass er bereits 2012 den Auftrag dazu erteilt habe, die Höhe der Schulden Deutschlands gegenüber Griechenland zu berechnen, die als Folge eines unter Hitler diktierten Zwangskredits entstanden sind.
Was den jüngsten Skandal von falsch ausgezahlten Subventionen in der Landwirtschaft anbetrifft, so schloss der Ex-Premier aus, dass der amtierende Regierungschef Kyriakos darüber nicht informiert gewesen sei. Weiterhin kritisierte Samaras die amtierende Außenpolitik Griechenlands vor allem gegenüber der Türkei, der Republik Nordmazedonien, Libyen und Ägypten.
Mit der von US-Präsident Donald Trump praktizierten Politik zeigte er sich hingegen einverstanden; in vielen Bereichen sei man politisch einer Meinung. Nicht zuletzt verteidigte Samaras das Recht der Angehörigen der Opfer des Zugunglücks von Tempi, Auskunft über die genauen Todesursachen ihrer Familienmitglieder zu bekommen. Der Umgang der Regierung mit diesem Thema habe „die Griechen verletzt“, deswegen seien die Verstorbenen „unser aller Kinder“ geworden.
Vor etwa einem Jahr war Samaras wegen ähnlich kritischer Aussagen aus der Fraktion der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) ausgeschlossen worden. Seither reißen die Gerüchte nicht ab, dass der 1951 in Athen geborgene Politiker eine neue Partei gründen könnte. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

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