Der 17. November 1973 gilt als Triebfeder für den einige Monate später erfolgten Sturz der Militärdiktatur in Griechenland (1967-1974). Beendet wurde dieser Tag mit der blutigen Niederschlagung eines Aufstandes gegen das damalige Regime in der Athener Polytechnischen Universität, dem sogenannten Polytechnio. Doch er war der Anfang vom Ende.
Die Ereignisse von damals sind in der Erinnerung noch immer sehr lebendig. Bereits seit dem vorigen Samstag (15.11.) strömten viele Bürgerinnen und Bürger auf das Universitätsgelände im Athener Zentrum, um dort Blumen niederzulegen. Unter den Anwesenden waren wie immer Familien mit Kindern, ältere Menschen, Studenten, aber auch zahlreiche Politiker.
Auf Transparenten wurde in diesem Jahr nicht nur an den Aufstand im Polytechnio erinnert, sondern etwa auch an das tödliche Zugunglück von Tempi, das vor über zwei Jahren 57 Menschenleben kostete. Gefordert wurden zudem bessere Arbeitsverhältnisse, Solidarität mit dem Volk Palästinas oder auch der Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus.
Am Montag findet in Athen eine bereits zur Tradition gehörende Massenkundgebung statt; der Demonstrationszug mündet vor der dortigen US-Botschaft. Um die öffentliche Ordnung zu wahren, sind rund 5.000 Beamte im Einsatz, darunter auch Mitglieder der Antiterroreinheit sowie des Geheimdienstes. Aus der Luft wurde die Hauptstadt mit Hubschraubern und Drohen überwacht. Zahlreiche Straßen blieben für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Das gleiche gilt für U-Bahnstationen im Athener Zentrum und in der Nähe der US-amerikanischen Botschaft. Die Buslinie X95, die den internationalen Flughafen „Eleftherios Venizelos“ mit dem zentralen Syntagma-Platz verbindet, verkehrt nur bis zur U-Bahnstation Katechaki.
Staatspräsident Konstantinos Tasoulas sprach von einer Verpflichtung „gegenüber der sensiblen Staatsform der Demokratie“. Diese sei „die beste aller realistisch möglichen Staatsformen“. Den Aufstand im Polytechnio bezeichnete er als „einen mutigen Anspruch auf Demokratie und Freiheit“.
Premierminister Kyriakos Mitsotakis unterstrich sein Anliegen „Griechenland stark und gerecht zu gestalten“. U. a. werde man den Aufstand damit ehren, indem das Bildungssystem aufgewertet werde.
Aus den Reihen der größten Oppositionspartei PASOK hieß es, dass „die Griechen und Griechinnen aus der Geschichte lernen“ und das damalige Motto „Brot, Bildung, Freiheit“ verteidigen. Seitens des Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA) war die Rede von „einer Flamme, die seit Jahrzehnten im Bewusstsein des griechischen Volkes weiterbrennt.“ Parteichef Sokratis Famellos fügte hinzu, dass die „Demokratie Einsatz und Opferbereitschaft verlangt“. Die kommunistische KKE vertrat den Standpunkt, dass Griechenland „ein sozialistisches Land ohne Kriege, ohne Elend“ werden müsse; ein Land, „in dem Menschen nicht von anderen Menschen ausgebeutet werden“.
Der Bürgermeister der Stadt Athen Charis Doukas zitierte das Motto von damals: „Jetzt oder nie“. Es handle sich um eine „Forderung nach Würde, nach einem Leben ohne Angst“. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)