Das Thema der deutschen Entschädigungen für das Massaker von Distomo rückt erneut in den Mittelpunkt der griechischen Öffentlichkeit. Die Erben von zwei Überlebenden dieser Tat, die 1944 durch deutsche Truppen begangen wurde, haben über ihre Anwältin eine außergerichtliche Eingabe bei Justizminister Jorgos Floridis übergeben.
Damit fordern sie die Vollstreckung eines Gerichtsurteils aus dem Jahr 1997, in dem die Bundesrepublik Deutschland zur Zahlung von Entschädigungen verpflichtet wurde.
Trotz rechtskräftiger Entscheidungen habe Deutschland die zugesprochenen Beträge nie beglichen, die sich inzwischen – auch wegen angelaufener Zinsen – mehr als verdoppelt hätten. Laut den Antragstellern habe Berlin zudem Vermögenswerte in Griechenland verkauft oder unter diplomatischen Schutz gestellt, um so einer möglichen Zwangsvollstreckung zu entgehen.
Die Vollstreckung dieser Gerichtsentscheidung scheitert bislang am Artikel 923 der griechischen Zivilprozessordnung, durch den die Durchsetzung von Urteilen gegen ausländische Staaten nur mit Zustimmung des Justizministers erlaubt ist. Die Erben verlangen daher nicht nur die Erteilung dieser Genehmigung, sondern auch eine Abschaffung der entsprechenden gesetzlichen Hürde.
Das Massaker von Distomo ereignete sich am 10. Juni 1944. Damals wurden 218 Zivilisten von nationalsozialistischen Besatzungstruppen brutal ermordet, darunter Alte, Kinder und Säuglinge. Diese Tat von damals zählt zu einem der schwersten Kriegsverbrechen in Griechenland während des II. Weltkrieges. Die Debatte über Entschädigungen bleibt damit sowohl juristisch als auch politisch hochaktuell. (Griechenland Zeitung / eh)
Im Verlag der Griechenland Zeitung erschien das Buch „Juni ohne Ernte“, das sich mit dem Massaker von Distomo beschäftigt. Autorin Kaiti Manolopoulou schildert in diesem Buch auf eindringliche Weise das Massaker im mittelgriechischen Distomo, das 1944 durch Soldaten der SS an den Einwohnern des Dorfes begangen wurde. Die Autorin ließ ein halbes Jahrhundert vorbeiziehen, ehe sie sich an die literarische Verarbeitung des historischen Stoffes wagte, von dem sie selbst persönlich betroffen ist. Sie verlor in Distomo zahlreiche Verwandte. Manolopoulou verwebt Erinnerungen und Augenzeugenberichte und zeichnet gleichzeitig auch das Bild des Dorfes Distomo in Friedenszeiten bzw. vor den tragischen Ereignissen.
Das Buch können sie hier erwerben: www.griechenland.net/juni-ohne-ernte-distomo-1944