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Griechenlands Bauern bleiben standhaft – Blockaden auch über Weihnachten und Neujahr Tagesthema

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Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand während einer Bauernblockade an der Mautstelle von Loggos Trikala Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand während einer Bauernblockade an der Mautstelle von Loggos Trikala

Die Bauernproteste in Griechenland halten weiter an: Ein angestrebter Dialog mit der Regierung mündete vorerst in einer Sackgasse. Sorge bereiten nun die Feiertage, wenn viele Bürger in ihre Heimatstädte verreisen wollen, um Freunde und Verwandte zu besuchen. Mit zahlreichen Protestaktionen blockieren die Bauern weiterhin wichtige Verkehrsknotenpunkte in vielen Landesteilen. Ein schnelles Ende ist nicht in Sicht.

Vertreter der Landwirte fordern unter anderem die zügige Auszahlung von Fördergeldern der EU – ihrer Ansicht nach seien diese unterschlagen worden. Hintergrund dafür ist ein Subventionsskandal, bei dem viele Millionen Euro an völlig Unberechtigte ausgezahlt wurden. Weitere Forderungen betreffen u. a. günstigere Tarife für Elektroenergie und Kraftstoffe. Die Regierung bezeichnete die vorgelegte Liste mit Forderungen unterdessen als „maximalistisch“, wie die angesehene Zeitung Kathimerini berichtete.
Was die Bevölkerung betrifft, so hält ein Großteil die Anliegen der Landwirte, denen sich Fischer, Viehzüchter und Imker angeschlossen haben, für berechtigt. Dies unterstreicht auch eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Alco. Den Bauern wird hinreichend Solidarität entgegengebracht und auch die Protestierenden zeigen sich der Bevölkerung gegenüber verständnisvoll. In erster Linie versuchen sie, den Pkw-Verkehr auf den blockierten Straßen so wenig wie möglich in Mitleidenschaft zu ziehen.
Von Freitag (19.12.) bis Sonntag (21.12.) wollen sie zudem sämtliche Mautschranken für Reisende öffnen, was die Betreiberunternehmen wohl durch die entgangenen Einnahmen bezahlen müssten. Eine entsprechende Entscheidung hat ein Panhellenisches Blockadekomitee am Donnerstag (18.12.) getroffen. An der Entscheidungsfindung beteiligten sich 61 Delegationen der landesweit Protestierenden. Mit dieser Maßnahme wolle man den Menschen entgegenkommen, erklärt Rizos Maroudas, Präsident des Viehzuchtverbandes Larissa und Sprecher des Komitees. Am Freitagmorgen würden zudem die abgesperrten Straßen nach Larissa geöffnet, um den Angehörigen des Zugunglücks von Tempi, das sich Ende Februar 2023 ereignet hatte, die Anreise zu dem in dieser mittelgriechischen Stadt stattfindenden Prozess zu ermöglichen. Anschließend sollen ab 14 Uhr im ganzen Land auch Umgehungsstraßen der blockierten Verkehrsknotenpunkte in einer konzertierten Aktion abgeriegelt werden, um den Druck auf die Regierung weiter zu erhöhen. Bauernvertreter stellten dazu fest: „Niemand kann unseren Kampf unterminieren. Die Blockaden werden nicht aufgelöst.“
Das weitere Vorgehen nach Dienstag steht demnach noch aus, allerdings gaben Vertreter der Protestierenden bereits klar zu verstehen: Den Bürgern wird die Durchreise für die Feiertage in jedem Fall gewährt, sodass alle zuhause feiern können.
Die Wut der Bauern ist ein Faktor, den man seitens der Politik nicht unterschätzen sollte, vor allem, weil sich die Aufständischen vom Staat und der Regierung offenbar nicht ernst genommen fühlen. Kostas Anestidis, Mitglied des Blockade-Komitees, warf dem Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis gegenüber CNN Greece vor, sich über die Bauern lustig zu machen. Der Dialog sei nun erste einmal beendet, mindestens bis Montag werde man auf Eskalation setzen, sagte er. Scharfe Maßnahmen stellte er auch über die Feiertage zum Weihnachten und zum neuen Jahr in Aussicht. – Mit der Einschränkung, dass man die Bewegungsfreiheit der einfachen Bürger gewährleisten werde.

(Griechenland Zeitung / Giorgos Carty)

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