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Explosiver Cocktail für die Regierung Papandreou Tagesthema

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Explosiver Cocktail für die Regierung Papandreou
Die anhaltende Unsicherheit über eine endgültige Regelung des griechischen Schuldenproblems auf  europäischer Ebene, aber auch die prekäre innenpolitische Lage mit zahlreichen Protesten vermischen sich für die Regierung unter Jorgos Papandreou zu einem explosiven Cocktail. Gerüchte der letzten Tage über die Bildung einer Notstandsregierung fanden ein schnelles Ende. Der Vorsitzende der größten Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND), Antonis Samaras, wies dieses Ansinnen mit den Worten zurück: „Wobei sollen wir mitregieren? Bei Fehlern?“Inzwischen wollen die Staats- und Regierungschefs Europas erst am 23.
t am 23. Oktober – ursprünglich war dafür der 18. Oktober geplant – über eine Lösung der griechischen Schuldenkrise entscheiden. EU-Ratspräsident Herman van Rompuy kündigte an, dass man auf dem Gipfel eine umfassende Strategie zur Bekämpfung der Schuldenkrise in der Eurozone vorlegen werde. Ihn will Papandreou am Donnerstag in Brüssel zu sondierenden Gesprächen treffen. Finanzminister Evangelos Venizelos stellte fest, dass die Griechen zum Lebensstandard des Jahres 2004 zurückkehren würden.

Finanzminister spricht vom „Spiel zu den Bedingungen der Gläubiger“

Was eine mögliche Lösungen für die äußerst prekäre Finanzlage Griechenlands betrifft, so kursieren in internationalen Medien die unterschiedlichsten Szenarien: Eine höhere Beteiligung privater Investoren als die im Juli beschlossenen 21 % ist ebenso wenig ausgeschlossen wie ein radikalerer Schuldenschnitt in Höhe von 50 bis 60 %. Eurogruppenchef Jean Claude Juncker wies zumindest eine derartige Option nicht zurück.
Die Verhandlungen mit den Vertretern der „Troika“ – d. h. die Gläubiger von EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank – gingen unterdessen am Montag zu Ende. Sie einigten sich mit Athen auf zusätzliche Einsparungen von ca. 7 Mrd. im Zeitraum 2011-2012 und von insgesamt 10 Mrd. Euro zwischen 2011 und 2014. Erreicht werden soll dies v. a. über die Ausgabenseite, d. h. über einen neuen Rahmentarifvertrag (der mit Gehaltskürzungen verbunden ist), über die „Arbeitsreserve“ und über Entlassungen. Die Regierung soll sich auch bereit erklärt haben, über die Herabsetzung der Mindestlöhne im Privatsektor zu diskutieren. In einem Abschlussbereicht, der am Dienstag vorgelegt werden sollte, soll die Troika darüber u. a. Verzögerung bei der Umsetzung von vereinbarten Reformen bemängeln.
Gegen all diese von der Regierung geplanten Maßnahmen laufen die Gewerkschaften Sturm. Finanzminister Evangelos Venizelos machte jedoch in einem Interview am Montag mit dem privaten TV-Sender „Mega“ deutlich, dass die Verabschiedung dieses “Multigesetzes“ in den kommenden zehn Tagen die Voraussetzung dafür sei, dass die Gläubiger die 6. Rate von 8 Mrd. Euro für Athen freigeben. „Das Spiel wird zu den Bedingungen der Gläubiger gespielt“, so Venizelos. Er vertrat die Ansicht, dass all diese Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen zusammen mit der Rezession, die bis 2012 15 % betragen wird, eine Rückkehr des Lebensstandards in das Jahr 2004 bedeuten würden. Diese Entwicklung  sei jedoch einer Rückkehr in die 1960er Jahre vorzuziehen, so der Minister. Er kritisierte gleichzeitig, dass die Periode der konservativen ND-Regierung unter Kostas Karamanlis zwischen März 2004 und September 2009 „nicht eine positive Spur“ hinterlassen und stattdessen eine „künstliche Blase“ geschaffen habe. „Wir müssen diese Blase jetzt zum Platzen bringen, da wir sonst nicht mit Sicherheit in die Zukunft schreiten können. Die Lage ist gefährlich und unsicher“, sagte der Minister. (GZas, Foto: Eurokinissi)

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