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Wie beeinflusst Glücksspiel die griechische Wirtschaft?

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Archivfoto (© Eurokinissi) Archivfoto (© Eurokinissi)

Nach der Finanzkrise, die sich 2008 auch in Hellas bemerkbar machte, und den darauffolgenden Rettungspaketen sucht das Land kontinuierlich nach neuen Einnahmequellen und Wachstumsmöglichkeiten. Mit der Legalisierung und Regulierung verschiedener Spielformen hofft die griechische Regierung auch auf zusätzliche Steuereinnahmen und positive Beschäftigungseffekte im Glücksspielsektor.

 

Die Hellenic Gaming Commission (EEEP) reguliert sowohl stationäre Casinos als auch Online Casino Angebote und sorgt für die Einhaltung strenger Auflagen. Im Jahr 2023 beliefen sich die Steuereinnahmen aus dem Glücksspielbereich auf über 700 Millionen Euro, was etwa 1,4 Prozent der gesamten Staatseinnahmen entspricht.
Die Besteuerung erfolgt dabei auf mehreren Ebenen: Betreiber zahlen Lizenzgebühren, Umsatzsteuern und spezielle Glücksspielabgaben. Besonders die Konzessionsvergabe für neue Casinos bringt dem Staat erhebliche Einmalzahlungen. Das Casino-Resort auf dem Ellinikon-Areal beispielsweise, dessen Eröffnung für 2026 geplant ist, soll allein durch die Konzessionsgebühr 150 Millionen Euro in die Staatskasse spülen.
Die regulatorischen Rahmenbedingungen wurden in den letzten Jahren kontinuierlich verschärft. Spielerschutzmaßnahmen, Limits für Einzahlungen und verpflichtende Identitätsprüfungen sind mittlerweile Standard. Diese Maßnahmen sollen nicht nur problematisches Spielverhalten eindämmen, sondern auch Geldwäsche verhindern und die Integrität des Marktes gewährleisten.

Tourismus und Beschäftigungseffekte

Der Glücksspielsektor trägt maßgeblich zur Attraktivität Griechenlands als Tourismusdestination bei. Luxuriöse Casino-Resorts ziehen vermögende Besucher aus dem Nahen Osten, Russland und Asien an. Die durchschnittlichen Tagesausgaben eines Casino-Touristen liegen bei etwa 450 Euro, während Touristen allgemein nur etwa 120 Euro täglich ausgeben.
Die Beschäftigungseffekte sind ebenfalls beachtlich. Direkt arbeiten etwa 15.000 Menschen in Casinos und bei Online-Glücksspielanbietern. Indirekt profitieren weitere 30.000 Arbeitsplätze in Zulieferbetrieben, Hotels, Restaurants und Transportdienstleistungen. Besonders in strukturschwachen Regionen schaffen neue Casino-Projekte dringend benötigte Arbeitsplätze. Die geplanten Investitionen von über 8 Milliarden Euro in neue Glücksspielprojekte bis 2030 versprechen weitere positive Impulse für den Arbeitsmarkt.

Soziale Kosten und wirtschaftliche Risiken

Trotz der positiven wirtschaftlichen Aspekte dürfen die sozialen Kosten nicht außer Acht gelassen werden. Eine Untersuchung zu den gesellschaftlichen Folgekosten des Glücksspiels hat gezeigt, dass problematisches Spielverhalten erhebliche volkswirtschaftliche Schäden verursacht. In Griechenland leiden schätzungsweise 3,5 Prozent der Bevölkerung unter Spielsucht oder zeigen problematisches Spielverhalten. Dies ist besonders besorgniserregend angesichts der Tatsache, dass bereits ein erheblicher Teil der Bevölkerung an der Armutsgrenze in Griechenland lebt.
Die Behandlungskosten für Spielsüchtige, Produktivitätsverluste durch Arbeitsausfälle und familiäre Probleme belasten das Sozialsystem. Experten schätzen diese indirekten Kosten auf jährlich etwa 200 Millionen Euro. Zudem besteht die Gefahr, dass vulnerable Bevölkerungsgruppen überproportional betroffen sind. Arbeitslose und Menschen mit niedrigem Einkommen neigen statistisch häufiger zu problematischem Spielverhalten, was soziale Ungleichheiten verstärken kann.

Digitalisierung und Zukunftsperspektiven

Die Digitalisierung des Glücksspielmarktes eröffnet neue Chancen und Herausforderungen für die griechische Wirtschaft. Online-Plattformen generieren mittlerweile über 40 Prozent der gesamten Glücksspielumsätze im Land. Griechische Start-ups positionieren das Land als Technologie-Hub für die Glücksspielbranche im östlichen Mittelmeerraum. Diese Entwicklung könnte langfristig zu einer Diversifizierung der Wirtschaft beitragen und die Abhängigkeit vom traditionellen Tourismus reduzieren.
Die Körperschaftssteuer von 24 Prozent liegt unter dem EU-Durchschnitt, und spezielle Anreize für Investoren machen das Land interessant. Malta und Gibraltar, traditionelle Hochburgen der Online-Glücksspielbranche, bekommen zunehmend Konkurrenz aus Athen. Mehrere große Betreiber haben bereits angekündigt, Teile ihrer Operationen nach Griechenland zu verlagern.
Die geografische Lage zwischen Europa, Afrika und Asien verschafft dem Land strategische Vorteile. Griechische Lizenzen werden in vielen Märkten anerkannt, was internationale Expansion erleichtert. Zudem profitiert der Sektor von gut ausgebildeten, mehrsprachigen Fachkräften und vergleichsweise niedrigen Betriebskosten. (ba)

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