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Das geheimnisvolle Volk der Dayuan

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Foto (© Eurokinissi) Foto (© Eurokinissi)

Chinesische Reisende kamen im zweiten Jahrhundert vor Christus in das zentralasiatische Ferghanatal. Es liegt heute in der Republik Tadschikistan. Dort besuchten sie eine kleine Stadt. Sie war umgeben von Stadtmauern und bewohnt von Menschen, die dem Wein sehr zusprachen. Das war ungewöhnlich, denn in dieser Region dominierten Nomadenstämme. Die Chinesen schlossen Handelsbeziehungen und eröffneten schließlich eine Art Botschaft. Ihre Geschäftspartner nannten sie Dayuan. Sprachwissenschaftler übersetzen Dayuan mit Große Ionier. Wobei sie Ionier als Synonym für Griechen verstehen.


Zufall oder nicht, im Ferghanatal hatte Alexander der Große im Jahr 329 vor Christus seinen nördlichsten Außenposten in Zentralasien gegründet. Die Stadt hieß Alexandria Eschate (das entfernteste Alexandria) und besaß eine sechs Kilometer lange Stadtmauer. Waren die Dayuan folglich die Nachfahren kriegsmüder oder verwundeter Soldaten aus der Armee Alexanders des Großen? Und gab es hier, an der sich später entwickelnden Seidenstraße, die ersten europäisch-chinesischen Kontakte? Fragen, die nicht zweifelsfrei beantwortet werden können. Überliefert ist der von den Chinesen beobachtete zunehmende kriegerische Erfolg nomadischer Stämme im Tal. Ein Hinweis, der auf den schleichenden Niedergang von Alexandria Eschate schließen lässt. Die Stadt lag isoliert 300 Kilometer nördlich des Kerngebietes griechischer Kolonien in diesem Teil Asiens. Heute sind die Dayuan verschwunden und auch von Alexandria Eschate fehlt jede Spur. Archäologen vermuten es dort, wo sich die Zitadelle der Stadt Chudshand befindet. Die frühesten Schichten der Wehranlage sollen aus hellenistischer Zeit stammen. Zudem wurden Münzen und Töpfereien aus dieser Epoche gefunden. Chudshand ist die zweit größte Stadt Tadschikistans. Sie liegt im Norden des Landes. Hier leben zahlreiche ethnische Minderheiten. Vielleicht stammen einige von ihnen sogar von den Großen Ioniern ab.

Alexander Jossifidis

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