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Ein griechischer Stadtplaner und die Hauptstadt Pakistans

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Foto (© ek): Technischen Universitäten von Athen. Foto (© ek): Technischen Universitäten von Athen.

Islamabad ist eine junge Metropole. Der griechische Architekt und Stadtplaner Konstantinos Doxiadis entwarf die heutige Millionenstadt in den 1960er Jahren. Doxiadis hatte an den Technischen Universitäten von Athen und Berlin studiert. Wie so viele Griechen wanderte er nach dem Zweiten Weltkrieg aus. In Australien fand er jedoch nicht sein berufliches Glück und kehrte bereits 1953 zurück nach Hellas. Hier eröffnete er ein Architekturbüro, das schon bald Projekte in 40 Staaten betreute.

Dabei stellte das alles überragende Projekt zweifelsfrei die Planung der neuen pakistanischen Hauptstadt Islamabad dar. Pakistans erste Hauptstadt nach der Staatsgründung 1947 hieß Karatschi. Allerdings besaß Karatschi mehrere Standortnachteile: Das Klima in der größten Stadt Pakistans war tropisch-heiß und die Metropole war überfüllt mit Flüchtlingen aus Indien. Für den neuen Standort der Hauptstadt sprachen indes das vergleichsweise angenehme Klima an den Ausläufern des Himalayas und die Nähe zum Hauptquartier der pakistanischen Streitkräfte im benachbarten Rawalpindi. Zumal das Militär in Pakistan schon damals eine herausragende politische Rolle spielte. Doxiadis plante eine schachbrettartig angelegte Stadt. Aus vier Sektoren wurden schließlich acht Einheiten: Es entstanden ein Geschäftsviertel, ein administratives Zentrum, Wohnquartiere und ein Ort der Bildung und Forschung. Grünflächen und künstlich angelegte Seen rundeten die Gestaltung des Hauptstadtterritoriums ab. Im Jahr 1966 wurde Islamabad offiziell zur Hauptstadt Pakistans erklärt. Doch seine Bedeutung wuchs erst allmählich. Das ökonomische Zentrum ist noch immer die 15-Millionen-Einwohnerstadt Karatschi. Und selbst in der Provinz Punjab, zur der Islamabad historisch gehört, kann es die Stadt mit dem kulturellen Zentrum Lahore nur bedingt aufnehmen. Insofern wirkt Islamabad im Vergleich etwas verschlafen. Doch das muss in unseren hektischen Zeiten kein Nachteil sein, und das hatte sich der griechische Stadtplaner damals wohl auch gar nicht gewünscht.

Alexander Jossifidis

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