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Der anti-autoritäre Philosoph oder Diogenes der Pennbruder

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Foto (© Maria Bach) Foto (© Maria Bach)

Vermutlich lebte der antike griechische Philosoph um 410 bis 323 v. Chr., wurde in Sinope am Schwarzen Meer (heute Teil der Türkei) geboren und starb in Athen oder in Korinth. Zig Anekdoten und Gerüchte ranken sich um diesen bunten Hund, der in Athen Bekanntschaft mit Platon, mit Euklid machte, den berühmten Philosophen seiner Zeit.

Weshalb er von Sinope nach Athen übersiedelte, ist unklar. Es heißt, er sei geflohen oder verbannt worden, weil er selbst oder sein Vater sinopische Münzen gefälscht hätten. Aus den von Cicero und Plutarch überlieferten Schriften geht hervor, dass Diogenes zu der Zeit, als die Griechen beschlossen, mit Alexander dem Großen einen Feldzug gegen die Perser zu unternehmen, dem König begegnete. Alle Staatsmänner und Philosophen, ausgenommen Diogenes, machten dem Großen ihre Aufwartung. Folglich suchte der Feldherr den Philosophen auf, fand ihn beim Sonnenbaden vor. Er grüßte und erkundigte sich freundlich, womit er ihm dienen könne. Diogenes erwiderte: „Geh mir nur ein wenig aus der Sonne!“ Der Große zeigte sich von ihm beeindruckt und sprach: „Wahrlich, wäre ich nicht Alexander, ich möchte wohl Diogenes sein.“ Weil er sich schamlos zu äußern pflegte, erhielt er den Beinamen Hund. Der Feldherr sagte: „Ich bin Alexander, der große König“, der Philosoph erwiderte: „Und ich bin Diogenes, der Hund.“
Seine Schriften gingen verloren, seine philosophischen Ansichten und die radikale Lebensform sind bis auf den heutigen Tag bekannt. Diogenes vertritt die Philosophie der Selbstgenügsamkeit: autάrkeia. Dass nur derjenige richtig glücklich ist, der frei von überflüssigen Bedürfnissen und äußeren Zwängen lebt. Wie ein Pennbruder blieb er ohne festen Wohnsitz, schlief in Säulengängen, in einem Fass, trug einen einfachen Wollmantel, einen Rucksack mit Proviant, ernährte sich von Wasser, Kräutern, rohem Gemüse, Obst und Brot. Um zur Schau zu stellen, dass er frei von äußeren Zwängen lebte, ging er so weit, in aller Ӧffentlichkeit zu masturbieren. Auf alle von den Grundbedürfnissen abweichende Bedürfnisse könne man verzichten. Das Sichplagen (pόnoi) um die Elementarbedürfnisse sei naturgemäß im Gegensatz zum unnützen Sichplagen zur Erlangung von Scheingütern. Um sich abzuhärten, wälzte Diogenes sich sommers in heißem Sand und umarmte winters schneebedeckte Statuen. Letztere bettelte er um Gaben an, um sich daran zu gewöhnen, Wünsche nicht erfüllt zu bekommen. „Es sei göttlich, nichts zu bedürfen, und gottähnlich, nur wenig nötig zu haben.“

Linda Graf

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