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Die unsichtbare Macht des Auges

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Foto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel) Foto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel)

Eine Bekannte von mir verspürte eines Tages plötzlich starke Kopfschmerzen  ̶  sie fühlte sich vom „bösen Blick“ getroffen (το κακό μάτι/to kako mati). Rasch lief sie zur Spüle, tupfte sich ein paar Sprenkel Wasser auf die Stirn und flüsterte dazu etwas. Auf meine Frage, was sie da genau tue, erwiderte sie: „Das bleibt geheim, sonst hat es keine Wirkung. Jeder muss für sich selbst eine Methode finden, die dagegen hilft“.

Der Glaube an eine besondere Wirkkraft des Auges auf Menschen, Tiere und Objekte findet sich bereits in der Antike. So sollen Menschen, die Eigenschaften wie Zorn, Neid und Eifersucht besitzen, über ihren Blick bewusst oder unbewusst Schaden anrichten können. Mit dieser Fähigkeit kann man geboren werden, soll sie aber auch erwerben können. Das altgriechische Βασκανία (Vaskania) bezeichnet einen durch den bösen Blick verursachten Schaden wie auch die Praxis an sich, das μάτιασμα (matiasma). Zu den Auswirkungen des bösen Blicks werden starke Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Krämpfe, Unfruchtbarkeit, Herzleiden und sogar der Tod gezählt. Zahlreiche Mittel und Objekte, wie Amulette ̶ gr. φυλακτήριον (filaktirion) oder φυλαχτό (filachto) ̶ werden im Alltag zum magischen Schutz gegen den bösen Blick eingesetzt. Besonders bekannt ist das blaue Glasauge sowie Keramik- oder Plastikperlen in Augenform. Manche Menschen gelten als besonders befähigt, den bösen Blick mit speziellen Sprüche und Gebeten vertreiben zu können (ξεμάτιασμα/xematiasma). Heutzutage ist die physische Anwesenheit dieser helfenden Person jedoch nicht mehr unabdingbar, so finden xematiasmata auch über Facebook, das Telefon oder per Sms statt. Es gibt sogar Apps zur schnellen virtuellen Entledigung des Problems. Eine kuriose Methode zur Feststellung des bösen Blicks: Man füllt in eine Schüssel etwas Wasser und in eine andere etwas Öl. Dann werden unter bestimmten Sprüchen nacheinander drei Tropfen Öl ins Wasser gegossen. Verbinden diese sich zu einem größeren, wurde die Person vom kako mati getroffen, verbinden sich die Tropfen nicht, ist dies nicht der Fall. Übrigens: Diejenigen, die an einem Samstag geboren wurden, gelten als immun gegen den bösen Blick!

Anna Kassaras

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