Glücksspiel begleitet die Geschichte Griechenlands seit der Antike und spiegelt stets die gesellschaftlichen, religiösen und wirtschaftlichen Bedingungen seiner Zeit wider.
Von mythischen Erzählungen über losende Götter bis zur staatlich regulierten Lotterie im 20. Jahrhundert reicht ein Bogen, der zeigt, wie eng Spiel, Glück und Ordnungsempfinden miteinander verknüpft sind. Während frühe Herrscher und später die Kirche oftmals versuchten, exzessives Spielen einzudämmen, entdeckte der moderne Staat die ökonomische Seite des Glücksspiels.
Antike Wurzeln und kulturelle Bedeutung
Schon im antiken Griechenland war das Spielen ein beliebter Zeitvertreib. Überlieferungen berichten von Würfel- und Knöchelspielen sowie von einfachen Brettspielen. In griechischen Mythen wird von der Macht des Loses erzählt, das das Schicksal von Menschen bestimmen kann. Philosophen wie Platon warnten zwar vor übermäßiger Hingabe an Glücksspiele, doch die Praxis blieb besonders an Festtagen, unter Soldaten oder in geselligen Runden populär. Glücksspiel erfüllte dabei eine soziale Funktion. Es strukturierte die Freizeit, schuf Gesprächsanlässe und ermöglichte symbolische Konkurrenz ohne Blutvergießen.
In der späteren byzantinischen Zeit verschärfte sich die Haltung, vor allem aus religiösen Gründen. Mehrere kaiserliche und kirchliche Verbote zielten darauf ab, Beamte, Klerus und Militär von spielerischen Versuchungen fernzuhalten. Solche Verbote sollten nicht nur Moral wahren, sondern auch Amtsmissbrauch, Schulden und Unfrieden in staatlichen und kirchlichen Strukturen verhindern. Dennoch bestand das Spiel weiter, nur weniger öffentlich und es wurde stärker in häusliche oder halbprivate Räume verlagert.
Staatliche Einnahmen und der Weg ins Digitale
Mit dem Entstehen des modernen griechischen Staates im 19. Jahrhundert trat ein neues Motiv in den Vordergrund: Einnahmensicherung. Der Staat erkannte, dass Menschen ohnehin spielen, und dass es sinnvoller ist, diese Aktivität zu lenken, anstatt sie zu verbieten. Schon im späten 19. Jahrhundert wurden daher erste staatlich kontrollierte Lotterien aufgelegt, etwa zur Finanzierung öffentlicher und kultureller Aufgaben. Im 20. Jahrhundert wurden diese Ansätze stärker gebündelt und professionalisiert.
Einen entscheidenden Schritt markierte 1958 die Gründung der OPAP (Organismos Prognostikon Agonon Podosfairou / Organisation für Prognosen für Fußballspiele). OPAP ist eine staatlich gegründete, später teilprivatisierte Organisation, deren Kernauftrag darin bestand, Sportwetten und Zahlenspiele anzubieten, sie unter staatliche Aufsicht zu stellen und einen Teil der Erlöse in Bereiche wie Sportförderung, Kultur oder soziale Maßnahmen zurückzuführen. Damit wurde Glücksspiel nicht nur toleriert, sondern als lenkbares, öffentlich legitimierbares Instrument etabliert. Diese Form der Organisation machte Glücksspiel gesellschaftsfähiger, weil die Öffentlichkeit nachvollziehen konnte, dass aus dem Spielgeld auch Gemeinwohl entsteht.
Mit dem Übergang ins digitale Zeitalter änderte sich die Spielfläche. Internationale Anbieter und neue Technologien öffneten den Markt, und damit rückten auch digitale Formate wie Online-Spielautomaten in den Fokus. Sie knüpfen an die alte griechische Spieltradition an, bieten aber eine zeitgemäße Form: jederzeit verfügbar, klar geregelt und mit transparenten Auszahlungsquoten.
Casinos, Tourismus und das Bild nach außen
Parallel zu den staatlichen Wett- und Lotteriesystemen entwickelte sich in Griechenland ein eigener Casinosektor, der vor allem ab dem 20. Jahrhundert Bedeutung gewann. Casinos entstanden häufig an Orten, die ohnehin für Erholung oder gehobenen Tourismus vorgesehen waren, wodurch Glücksspiel zu einem Bestandteil des Dienstleistungs- und Fremdenverkehrssektors wurde. Damit wandelte sich auch die gesellschaftliche Wahrnehmung. Das Spiel um Geld war nicht mehr nur das heimliche Kartenspiel in der Taverne oder im Kafenion, sondern konnte als Freizeitangebot mit klaren Regeln und kontrollierter Umgebung auftreten.
Für den Staat ergab sich daraus ein doppelter Nutzen. Einerseits konnten Steuereinnahmen generiert werden, andererseits stärkte ein gepflegtes Casinoumfeld das Bild Griechenlands als Mittelmeerziel mit kulturellem Erbe und modernen Freizeitoptionen. (ak)