Kaum Schulzugang für Roma
Durch die intensive Medienberichterstattung über den Fall Maria rücken nun auch die Probleme, mit denen die Roma in Griechenland konfrontiert sind, stärker in den Blickwinkel. Sie leben in der Regel in provisorisch errichteten Camps, oft auf brach liegenden Grundstücken unmittelbar an großen bzw. verkehrsreichen Straßen. Dort gibt es meist weder fließendes Wasser noch Strom, von hygienischen Einrichtungen ganz zu schweigen. Zudem besuchen die Kinder der Roma nur in wenigen Fällen die öffentlichen Schulen. Hintergrund dafür ist oft der Protest örtlicher Gemeinden, die verhindern wollen, dass die Kinder der eingesessenen Bürger mit den Kindern der Roma in einer Schulklasse sitzen. Aus diesem Grund wurden von der Regierung zwar Klassen eingerichtet, die ausschließlich für Roma gedacht sind, der Unterricht in diesen Klassen liefe aber aus unterschiedlichen Gründen oft nur schleppend, behaupten Kritiker.
Standesamt auch involviert?
Auch ein Manko der griechischen Gesellschaft und der Behörden in Sachen Kinderschutz rückt nach den jüngsten Enthüllungen in die öffentliche Diskussion. Es stellt sich die Frage, wie es sein konnte, dass die Ziehmutter von Maria erst vier Jahre nach der Geburt des Kindes vom Standesamt eine Geburtsurkunde erhalten konnte. Zudem hatte sie angegeben, innerhalb von nur wenigen Monaten mehrere Kinder zur Welt gebracht zu haben. Im Athener Standesamt tauchten nach den jüngsten Nachforschungen noch zahlreiche ähnlich geartete Fälle auf. Vier Angestellte wurden suspendiert. Nun soll ermittelt werden, ob sie Mitglieder eines international agierenden Kinderhandelsrings sein könnten.
Illegale Adoptionen geduldet
Unterdessen mehren sich Enthüllungen durch die Behörden, dass zahlreiche Kinder illegal an kinderarme Familien verkauft werden. Tatsächlich sind in diese Geschäfte offenbar auch zahlreiche arme Roma involviert, die ihren Nachwuchs gegen Barzahlung an die griechische Mittelschicht abgaben. Am Donnerstag wurde ein griechisches Ehepaar im Alter von 53 bzw. 48 Jahren verhaftet. Die beiden sollen sich ein Baby für 4.000 Euro gekauft haben. Dieser Art von Geschäften gingen die griechischen Behörden in der Vergangenheit wohl kaum nach. Andererseits ist es in Griechenland enorm schwer, ein Kind zu adoptieren, auch wenn viele elternlose Kinder in Kinderheimen auf eine Adoption warten. Das wiederum gibt den illegalen Machenschaften weiteren Auftrieb.
(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)