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Ein entspanntes Kulturwochenende auf der Insel Samos Tagesthema

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Foto (© Griechenland Zeitung / Melina Goldhorn): Das antike Pythagorion-Theater. Foto (© Griechenland Zeitung / Melina Goldhorn): Das antike Pythagorion-Theater.

Einige Fledermäuse kreisen am dunklen, sternenbedeckten Himmel, während der Violinist und der Pianist auf der Bühne des Antiken Theaters von Pythagorion ihr letztes Stück spielen. Darauf folgen Jubelrufe und Applaus. Unter der Begeisterung der Gäste klingt der erste Abend des Samos Young Artists Festival in einer warmen griechischen Sommernacht aus.

Mein Wochenend-Trip beginnt mit dem einstündigen Flug von Athen zur griechischen Insel Samos in der Ostägäis. Das Eiland ist an der schmalsten Stelle nur 1,7 Kilometer vom türkischen Festland entfernt. Im Zimmer des Hotels in der Nähe der Stadt Pythagorion – benannt nach dem Philosophen und Mathematiker Pythagoras – angekommen, erwartet mich ein malerischer Ausblick auf das blaue Meer und ein wolkenloser Himmel. Die sommerlichen Temperaturen liegen bei angenehmen 30° C: weder zu warm, noch zu kalt.

Die Hafenstadt Pythagorion

Am zweiten Tag geht es für mich direkt nach dem Frühstück in die Kleinstadt Pythagorion, die sich an der Südküste der Insel befindet und mit dem Auto vom Hotel weniger als zehn Minuten entfernt ist. Über die Hauptstraße gelange ich zum Hafen, der mit zahlreichen Booten geschmückt ist und eine weite Promenade besitzt, an der sich die Restaurants, Bars und Cafés aneinanderreihen. Auf einer Bank mit Blick auf den Hafen genieße ich einen schönen Blick. Hier komme ich mit einem Pärchen aus Deutschland ins Gespräch. Sie erzählen mir, dass sie auf Samos Urlaub machen und mit einem Mietwagen die Insel erkunden. So waren sie bereits in Kokkari, im Dorf Drakei – welches für seinen Schiffsbau berühmt ist – im Bergdorf Marathokambos und in Limnionas. Ich frage sie etwas verwundert, warum nicht sehr viele Touristen und Touristinnen auf den Straßen in Pythagorion zu sehen seien. Darauf antworten sie mir, dass diese tagsüber alle am Strand seien. Erst am Abend werde die Stadt dann „grammelvoll“.

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Antike Andenken und kulinarische Küche

Anschließend besuche ich das Archäologische Museum von Pythagorion. Dieses ist vom Hafen zu Fuß nur ungefähr sechs Minuten entfernt – ein entspannter kleiner Spaziergang. Dort angekommen erwartet mich eine umfangreiche Ausstellung mit antiken Exponaten der Insel, darunter etwa Vasen, Münzen, alte Grabsteine, Schmuck und noch vieles mehr. Besonders die aus Marmor gemeißelten Statuen in der oberen Etage beeindrucken mich sehr. Nach etwa eineinhalb Stunden ist mein Besuch hier beendet, und ich beschließe mir ein Restaurant an der Hafenpromenade zu suchen. Vor dem Apollonia begrüßt mich der Besitzer, ein älterer Grieche, und fragt, woher ich komme. „From Germany“, antworte ich und bin positiv überrascht, als er auch ein wenig deutsch spricht. Er erklärt mir, dass dies ein Familienrestaurant sei, welches er gemeinsam mit seinem Sohn betreibe. Nach einem kurzen Blick auf das Menü bestelle ich den gegrillten Lachs mit Gemüse und knusprigen Kartoffelecken und habe damit definitiv keine Fehlentscheidung getroffen! Als ich das Restaurant wieder verlasse, erzählt der Mann mir außerdem, dass sein Restaurant letztes Jahr aufgrund von Corona und den fehlenden Touristen und Touristinnen gar nicht geöffnet war. Jetzt aber sei er froh, den Betrieb wieder aufnehmen zu können, mit dem Tourismus laufe es in diesem Jahr zum Glück etwas besser.
Ebenfalls am Hafen steht übrigens auch die Statue des berühmten Mathematikers und Philosophen Pythagoras. In einer Hand hält er ein Geodreieck, und mit seinem anderen Arm weist er nach oben, sodass er Teil eines rechtwinkligen Dreiecks ist.

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Eine Kulturreise in die Vergangenheit

Am Abend besuche ich das Antike Theater von Pythagorion, wo das Samos Young Artists Festival stattfindet. Das Freilufttheater mit einer hölzernen Bühne und mehreren Reihen mit Holzbänken befindet sich etwas abseits der Stadt an einem Hang. Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. war es errichtet worden, in der römischen Zeit wurde es jedoch nochmal umgebaut und erweitert. Es ist der erste Abend des Festivals und dieser wird eingeleitet vom Violinisten Sandro Roy und dem Pianisten David Gazarov, die gemeinsam kurz nach Sonnenuntergang – nachdem sich das Theater reichlich gefüllt hat – ein Gypsy-Jazz Konzert geben. Die Musiker beginnen temperamentvoll und die ausgelassene Stimmung versetzt mich direkt in die 30er Jahre zurück. Mit den Schuhen passend zur Musik wippend, spielt Sandro Roy die Eigenkomposition „Bayer Kultur Swing“ – ein schnelles Stück. David Gazarov begleitet ihn mit ebenbürtig flotten Pianoklängen. Danach gibt es wieder ein ruhigeres Stück, bis das Publikum zum nächsten, schnelleren Lied im Takt klatscht. Das ganze Konzert lang über gibt es eine gelungene Abwechslung aus schnellen und langsameren Stücken. Mit mehreren Verbeugungen verabschieden sich die Musiker anschließend nach eineinhalb Stunden, während das Publikum sichtlich begeistert klatscht und jubelt.

Festival war ein voller Erfolg

Nach Abschluss des Festivals spreche ich noch einmal kurz mit Alexis Karaiskakis-Nastos, der gemeinsam mit Masha Ilyashov zu der künstlerischen Leitung des Festivals gehört. Bereits vor Beginn des Festivals hatte ich ein Interview mit ihm geführt (siehe GZ-Ausgabe 786) und nun will ich wissen, wie sein Fazit lautet. Er erzählt mir, dass die aufgetretenen Künstler und Künstlerinnen jeden einzelnen Festivalabend zu einen „Moment der Inspiration“ gemacht haben. Auch der Wunsch, in diesem Jahr die gleichen Zahlen an Besuchern und Besucherinnen wie im Jahr 2019 zu erreichen – nachdem das Festival im letzten Jahr aufgrund der Pandemie ausfallen musste – wurde nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen. So habe das Festival insgesamt fast 1.000 Besucher und Besucherinnen verzeichnet, mit ungefähr 200 Gästen pro Konzert. Und für all jene, deren Interesse geweckt wurde nun auch einmal das Samos Young Artists Festival zu besuchen, gibt es ebenfalls gute Nachrichten. Denn auf meine Frage, ob das Festival im nächsten Jahr wieder stattfinden werde, antwortet Karaiskakis-Nastos: „Wenn nicht die Hölle ausbricht, natürlich!“.

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(Griechenland Zeitung / Melina Goldhorn)

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