In der vorigen Woche fand in Zusammenarbeit der Germanistikabteilung der Nationalen Kapodistrias Universität Athen (NKUA) sowie PEN Griechenland eine Fachkonferenz zum Thema „Metabewegungen. Literatur von nicht-griechischen Autoren in Griechenland“ statt (die GZ berichtete).
Vorausgegangen war eine umfassende Sammlung griechischsprachiger Texte, die von Autoren mit Migrationshintergrund verfasst wurden.
Aglaia Blioumi, Dozentin an der NKUA, erläuterte gegenüber der GZ die Besonderheiten der sogenannten Migrationsliteratur und erklärte, warum deren Förderung von großer Bedeutung sei. Aus einer Recherche habe sich ergeben, dass es in Griechenland zwar zahlreiche Texte nicht-griechischer Autoren gebe, deren Werke und ihre Verfasser seien jedoch kaum bekannt. Der Grund dafür liege in einer fehlenden
Institutionalisierung dieser Literatur in den vergangenen dreißig Jahren. Zwar habe es vor einigen Jahren einen Verein albanischer Autoren in Thessaloniki gegeben, doch bis heute existiere weder eine systematische Sammlung der Texte noch eine dauerhafte institutionelle Anbindung.
Diesen Zustand wolle man nun verändern. Migrationsliteratur mache die vielfältigen Lebensrealitäten, Herausforderungen und Erfahrungen von Ausländern in Griechenland sichtbar. Besonders Themen wie Bilingualismus und Sprachproblematik fänden sich in vielen Texten, darüber hinaus werde zum Teil auch Kritik an der griechischen Einwanderungspolitik geübt. Dabei betonte Blioumi ausdrücklich, dass es sich bei diesen literarischen Texten jedoch keinesfalls um „Klageliteratur“ handle.
Vielmehr finde in zahlreichen Werken ein vermittelnder Dialog zwischen der Herkunftskultur der Autoren und der griechischen Literatur statt, was sich unter anderem in der Tätigkeit vieler Schriftsteller als Übersetzer widerspiegle. Ziel der NKUA und des PEN Griechenland sei es daher, diese Literatur vorzustellen, bekannter zu machen und langfristig zu institutionalisieren, um ihr einen festen Platz in der modernen griechischen Literatur zu sichern. Die nächste Veranstaltung soll idealerweise in Thessaloniki, der zweitgrößten Metropole des Landes, stattfinden.
(Griechenland Zeitung / Antonia Schwalm)