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Gewalttätigen Ausschreitungen im Umfeld von Kundgebungen Tagesthema

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Gewalttätigen Ausschreitungen im Umfeld von Kundgebungen
Griechenland/Athen. Am Mittwoch fand in Athen ein 24-Stündiger Generalstreik der Gewerkschaft öffentlicher Dienst (ADEDY) und der Gewerkschaft im Privatsektor (GSEE) statt. Im Anschluss an die friedliche Demonstration kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, extremistischen Gruppierungen und der Polizei.   Zwei schwer verletzte und knapp 30 leichter verletzte Personen, die ebenfalls in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten, das ist die traurige Bilanz von Kundgebungen am Mittwoch in Athen, zu denen die Gewerkschaften des Landes aufgerufen hatten. Eingebettet waren diese in einen 24-stündigen Generalstreik.
24-stündigen Generalstreik.
Die Ausschreitungen fanden nach dem Protestmarsch – der vom Pedion tou Areos-Platz Richtung Parlament am Syntagma-Platz führte – in der Panepistimiou und den umliegenden Straßen statt.

Brennende Polizisten – am Boden liegende Demonstranten

Unter den Verletzten befinden sich auch mindestens ein Dutzend Polizisten, gegen die Extremisten Molotow-Cocktails, Steine und anderen Objekte zum Einsatz brachten. Die Polizei antwortete mit Tränengas und mit dem Einsatz von Schlagstöcken. Zum Teil standen Polizisten, die mit Brandbomben beworfen wurden, regelrecht in Flammen, andererseits gab es zahlreiche Demonstranten, die von der Bereitschaftspolizei hart attackiert wurden und dadurch zu Boden gingen.

Kritik an der Gewalt durch die Polizei

Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (ADEDY), die gemeinsam mit dem Gewerkschaftsbund für die Angestellten in der Privatwirtschaft (GSEE) zum Streik und zu den friedlichen Protestkundgebungen aufgerufen hatte, sprach von einer „nie vorher gesehene Gewalt seitens des Polizei“.
Ein schwer verletzter 31-Jähriger Mann liegt auf der Intensivstation des „Geniko Kratiko“ Krankenhauses von Nikäa und in einem komaähnlichen Zustand. Er schwebt nach wie vor in Lebensgefahr. Augenzeugen berichten, dass er von Einsatzkräften der Polizei zusammengeschlagen worden sei. Offenbar durch schwere Schläge verursacht erlitt er ein extradurales Hämatom. Nach diesem Vorfall wurden mehrere Polizisten, die ins Krankenhaus gefahren waren, um Erkundigungen über das Ereignis einzuholen, von über 100 Autonomen brutal attackiert. Einer der Beamten wurde dabei schwer verletzt.
Bei dem zweiten schwer verletzten Zivilisten handelt es sich um einen 29-jährigen Mann. Er liegt im Athener Krankenhaus Evangelismos. Augenzeugen berichten, dass er auf der „Flucht von der Polizeigewalt“ gestürzt sei. Dabei erlitt er u.a. innerliche Blutungen. Andere Demonstranten mussten mit Atemproblemen in diverse Krankenhäuser eingeliefert werden, die zum Großteil, wegen des gestrigen Generalstreikes, nur mit  Notfallpersonal arbeiteten.

Zahlreiche Festnahmen und Verhaftungen

Die Polizeiführung hat Disziplinuntersuchungen zu den Ereignissen eingeleitet.
Währen der Ausschreitungen kam es insgesamt zu 30 Festnahmen und 12 Verhaftungen. Um 18.00 Uhr findet heute eine Protestkundgebung “gegen Polizeigewalt“ vor den Propyläen im Athener Zentrum statt.
Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (ADEDY) und der Gewerkschaftsbund (GSEE) betonten, dass die Arbeitnehmer und die Arbeitslosen trotz dieser betrüblichen Vorfälle auch weiterhin protestieren werden. Gleichzeitig verwiesen sie darauf, dass die Beteiligung am Protestmarsch Mittwochs außerordentlich stark gewesen sei.

Harte Sparmaßnahmen und hohe Arbeitslosigkeit

Hintergrund bzw. Anlass für den 24-stündigen Generalstreik waren harte Sparmaßnahmen der Regierung, um das Land aus der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise zu bugsieren. Der Mindestlohn für unter 25-Jährige Arbeitnehmer wurde auf 592 Euro gedrückt. Vor allem aber im öffentlichen Sektor kam es zu enormen Gehaltskürzungen von bis zu 30 %. Nicht zuletzt verloren zahlreiche Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, die mit Zeitverträgen beschäftigt waren, ihre Arbeitsplätze und die Arbeitslosenrate schnellte im Februar 2011 auf 15,9 %; im Januar lag sie bei 15,1 %. Die Gewerkschafter forderten vor allem auch, dass die Besitzenden bei der Bekämpfung der Finanzkrise zur Kasse gebeten werden, und dass der grassierenden Steuerflucht ein Ende bereitet wird. Das Phänomen der Steuerhinterziehung soll sich zurzeit auf 26 % belaufen. In dieser Woche sind hochrangige Mitglieder der Troika (Europäische Zentralbank, Europäische Kommission und internationaler Währungsfonds) in Athen eingetroffen. Diese sollen die Finanzlage des Staates überprüfen um eine fünfte Rate in Höhe von 12 Mrd. Euro eines Gesamtkredites in Höhe von 110 Mrs. Euro zu genehmigen. Dieser wird in vierteljährigen Raten ausgezahlt. Gewerkschafter befürchten, dass für die Auszahlung dieser Kreditrate noch härtere Maßnahmen auf die Arbeitnehmer zukommen werden. (GZeh, Foto: Eurokinissi)

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