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Der Müll auf den Straßen und der Arbeitskampf Tagesthema

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Der Müll auf den Straßen und der Arbeitskampf
Der Streik der Kommunalangestellten und vor allem der Müllabfuhr hat in vielen Städten Griechenlands zum volksgesundheitlichen Notstand geführt. Regierung, Regionen und Kommunen machten Nägel mit Köpfen und setzten Privatunternehmen und Polizei ein. Die Gewerkschaften zeigen sich ihrerseits entschlossen, den Kampf fortzusetzen. Nachdem die Müllabfuhr in Griechenland seit Tagen bestreikt wird, hatten sich bis zum Wochenende im ganzen Land über 100.000 Tonnen Hausmüll auf Straßen und Plätzen angesammelt.
n und Plätzen angesammelt. Der Löwenanteil entfällt dabei auf den Großraum Athen, wo die Gewerkschaft der Kommunalangestellten (POE-OTA) einerseits die einzige Mülldeponie der Region in Fyli und andererseits die Depots mit den Müllfahrzeugten abriegelten. Ähnlich war die Lage aber auch auf anderen Deponien im Lande wie etwa Mavrorachi bei Thessaloniki.
Vor allem nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage, die vielerorts Müll in die Gullys schwemmte, wodurch das ohnehin schwachbrüstige Kanalisationsnetz völlig zusammenbrach und niedrig gelegene Orte wie Piräus überflutet wurden, war die Situation unerträglich. Fußgänger, aber auch Kraftfahrer mussten sich im Slalom durch meterhohe, stinkende Müllberge quälen. Ganze Straßenkreuzungen waren davon blockiert, die Abfallcontainer waren buchstäblich von den Abfällen begraben. In manchen Vierteln, wie etwa in der Athener Autonomenhochburg Exarchia, wurden die Müllhaufen zu allem Überfluss auch noch in Brand gesetzt.

Müllentsorgung durch Privatunternehmen

Am Freitag rief Gesundheitsminister Anderas Loverdos schließlich den volksgesundheitlichen Notstand aus. Damit konnten die Regionen und Kommunen den Staatsanwalt einschalten, um die Müllkippen zu öffnen. Zugleich beschloss die Regionalverwaltung Attika, das Einsammeln des Mülls an private Unternehmen zu delegieren. Eine entsprechende Empfehlung hatte zuvor schon Innenminister Charis Kastanidis ausgesprochen. Am frühen Sonntagmorgen sorgte die Bereitschaftspolizei schließlich dafür, dass die Athener Deponie Fyli geöffnet wurde. Daraufhin konnten die privat unter Vertrag genommenen Unternehmer ihre ersten Lkw-Ladungen dort entsorgen.

Die Gewerkschafter bleiben hart

Die Gewerkschafter zeigten sich indes keinesfalls gewillt, die neue Situation zu akzeptieren. Bis mindestens Donnerstag, wenn ein 24-stündiger Generalstreik den zweiten Tag in Folge das ganze Land lahm legen wird, wollen sie die Depots für die Müllfahrzeuge besetzt halten. Am heutigen Montag trat die gesamte Kommunalverwaltung in den Ausstand. Dadurch wurde selbst der Notdienst bei der Müllabfuhr, das heißt das Einsammeln des Abfalls von Schulen, Krankenhäusern und Wochenmärkten, außer Kraft gesetzt. Unterdessen versammelten sich die Müllwerker vor dem Gericht, wo eine Einstweilige Verfügung gegen den Streik verhandelt wurde. Beantragt hatte Athen diese Verhandlung am Samstag.
Das Einsammeln des Mülls durch die Privatunternehmen will die Gewerkschaft notfalls mit Gewalt verhindern. Sie  warnte am Sonntag, dass die betreffenden Arbeitnehmer freiwillig darauf verzichten sollten, sonst würden sie von „Massen wütender Bürger" gestoppt. Sollte die Regierung auf dieser Praxis bestehen und nicht nachgeben, dann würde in den Straßen „Blut vergossen". Dann würde auch die Regierung gestürzt, so der Vertreter der Kommunalangestellten von Athen, Vassilis Polymeropoulos. Wie rabiat die Gewerkschafter sein können, bekamen am Donnerstag der Bürgermeister von Athen, Jorgos Kaminis, und sein Amtskollege aus Sykies bei Thessaloniki, Simos Daniilidis, zu spüren. Nach einer Sitzung des zentralen Kommunalverbandes KEDKE wurden beide tätlich angegriffen.

Regierung gibt nicht klein bei

Doch auch die Regierung will nicht klein beigeben und droht mit Entlassungen, ja sogar mit der Abschaffung des bisherigen Systems der städtischen Müllabfuhren in Athen und Thessaloniki. Die entsprechenden Präsidialerlasse sollen bereits fertig in den Schubladen liegen, so Innenstaatsekretär Paris Koukoulopoulos. Praktisch würde dies die Entlassung sämtlicher kommunaler Müllwerker bedeuten.
Die privaten Arbeitnehmer, die vorübergehend mit der Beräumung beauftragt wurden, genießen unterdessen bei dieser Arbeit den Schutz der Polizei. Da die Kapazitäten der privaten Räumkräfte begrenzt sind, war in vielen Stadteilen Athens bis Montag keine spürbare Besserung zu verzeichnen. (Text: GZak, Foto: Eurokinissi)

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