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Generalstreik in Griechenland beeinträchtigt öffentliches Leben Tagesthema

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Generalstreik in Griechenland beeinträchtigt öffentliches Leben
Griechenland ist am Mittwoch erneut in einem Generalstreik versunken. Landesweit ist es zu Protesten und Demonstrationen gekommen. Relativ unbeachtet von der Öffentlichkeit blieb ein Staatsbesuch des französischen Präsidenten Francois Hollande am Dienstag – weil an diesem Tag die Journalisten im Ausstand waren. Am Mittwoch hat in Griechenland ein Generalstreik stattgefunden. Es war der 27.
ar der 27. dieser Art seit der Unterzeichnung des ersten Spar- und Konsolidierungsprogramms (Memorandum) zwischen Athen und den internationalen Geldgebern vor knapp drei Jahren. Zudem fanden am Mittwoch in Athen zwei große Protestkundgebungen statt. Die eine wurde von den beiden größten Gewerkschaften des Landes, der GSEE (Privatwirtschaft) und der ADEDY (Öffentlicher Dienst) organisiert. Separat hat die kommunistische Gewerkschaft PAME eine Kundgebung durchgeführt. Beide Demonstrationen endeten mit einem Protestmarsch vor dem Parlament. Zu zusätzlichen Verkehrsbehinderungen kam es, weil Bauern mit zwei Traktoren eine zentrale Athener Straße gesperrt hatten. Zu Protesten kam es auch in anderen griechischen Städten.

Protest gegen Memorandum
Auf dem Forderungskatalog der Gewerkschafter stehen der Abschluss von Rahmentarifverträgen und wirkungsvolle Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Letztere erreichte im November des vergangenen Jahres 27 % erreicht, Tendenz steigend. Schätzungen zufolge wird bis Ende dieses Jahres nahezu jeder dritte Grieche ohne Job sein. Gefordert wird von den Gewerkschaftern außerdem, dass die Regierung auf die Maßnahme der Zwangsrekrutierung verzichtet. Diese war kürzlich gegen Mitarbeiter des Athener Schienennahverkehrs (U-Bahn, Elektrobahn und Straßenbahn) sowie gegen Seeleute eingeleitet worden. Durch die Anwendung dieses Notstandsgesetzes wurden mehrere Tage anhaltende Streiks praktisch mit der Gewalt des Staates beendet.
Gewerkschafter erinnerten dennoch daran, dass man in erster Linie gegen das mit den internationalen Geldgebern geschlossene Memorandum protestiert. Nur so könne man weitere Maßnahmen wie neuerliche Gehalts- und Rentenkürzungen, die Regierungsmitglieder bereits angedeutet hätten, abwenden.

Probleme auch im Flugverkehr
Komplett bestreikt wurden am Mittwoch die staatliche Eisenbahngesellschaft OSE und die Athener Vorortbahn Proastiakos, die u. a. auch den internationalen Flughafen „Eleftherios Venizelos“ bedient. Auch im Flugverkehr ist es zu Problemen gekommen, weil sich die Lotsen mit mehrstündigen Arbeitsniederlegungen dem Streik angeschlossen haben.
Busse und Oberleitungsbusse sind nur teilweise im Einsatz gewesen. In den Krankenhäusern stand lediglich Notfallpersonal zur Verfügung. Auch Lehrer und Angestellte in der Kommunalverwaltung haben sich am Ausstand beteiligt. Zu Protesten haben auch der Athener Rechtsanwaltsverein und die Gewerkschaft des staatlichen Elektroenergieerzeugers DEI aufgerufen. Die Seemänner haben sich am 24-stündigen Streik trotz der noch immer für sie geltenden Zwangsrekrutierung beteiligt.

Medienstreik von Regierung kritisiert
Um über den Generalstreik am Mittwoch berichten zu können, waren die Journalisten bereits am Dienstag in den Ausstand getreten. Dies wurde von der Regierung heftig kritisiert, da an diesem Tag der französische Staatspräsident Francois Hollande einen lang erwartenden Blitzbesuch in der griechischen Hauptstadt abgestattet hat. Griechenlands Ministerpräsident Antonis Samaras erhoffte sich durch diesen hohen Besuch aus Frankreich eine weitere Stärkung seiner Regierung und bessere Ergebnisse bei den Meinungsumfragen.
Athen und Paris fühlen sich nicht zuletzt aus historischer Sicht stark miteinander verbunden. Frankreich hat Griechenland bei seinem Freiheitskampf gegen die Osmanen und bei der Wiederherstellung der Demokratie in der 70er Jahren zur Seite gestanden. Zudem ist der Sozialist Hollande vor allem bei vielen frankophonen Griechen weitaus beliebter als etwa die konservative deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Durch den Streik der Journalisten entgingen aber einem großen Teil der griechischen Bevölkerung die Äußerungen Hollands, dass sein Land Griechenland unterstützen werde und dass französische Investitionen getätigt würden.
Regierungssprecher Simos Kedikoglou warf der größten Oppositionspartei des Landes, dem radikalen Linksbündnis SYRIZA, deshalb vor, einen „Nachrichten-Blackout“ verursachen zu wollen, um der Regierung zu schaden. Der griechische Journalistenverband sei seiner Ansicht nach von SYRIZA beeinflusst. Seitens der Journalistengewerkschaft wird die Vorverlegung des Journalistenstreiks vor den Generalstreik mit einem tragischen Vorfall begründet, der sich im Mai 2010 ereignet hatte. Damals wurde im Umfeld einer Kundgebung in Athen eine Bankfiliale in Brand gesetzt, drei Angestellte kamen dabei ums Leben. Weil sich damals auch die Journalisten im Ausstand befanden, ging dieser Vorfall zunächst in der Öffentlichkeit unter. (GZeh, Foto: Eurokinissi)

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