Bis Ende 2011 sollen allerdings 30.000 Angestellte der öffentlichen Hand von der Maßnahme der Arbeitsreserve betroffen sein. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen weitere 7.000 bis 8.000 Arbeitnehmer, deren Arbeitsstellen in den kommenden drei Monaten aufgelöst werden, von dieser Maßnahme betroffen sein. Eine Alternativlösung, die die größte Oppositionspartei Nea Dimokratia angesprochen hatte, wurde von Regierungssprecher Ilias Mossialos entschieden abgelehnt.
Haushaltsdefizit 2011 liegt voraussichtlich bei 8,5 %
Während seiner Sitzung am Sonntagabend hat der Ministerrat
außerdem den Haushaltsplan für das Jahr 2012 genehmigt. Das
Haushaltsdefizit wird in diesem Jahr voraussichtlich 8,5 % des
Bruttoinlandproduktes (BIP) betragen. Im Jahr 2012 soll es auf 6,8
% verringert werden. Bereits am heutigen Montag soll der
Haushaltsplan dem Parlament übergeben werden. Darin ist eine
Bilanzverbesserung in Höhe von 6,6 Mrd. Euro vorgesehen. Dies soll
einerseits durch Sparmaßnahmen und andererseits durch erhöhte
Einnahmen erzielt werden. Die Zeitung „To Vima“ berichtet, dass 100
Mio. Euro dadurch eingespart werden sollen, dass die Ärzte der
öffentlichen Hand weniger Überstunden leisten. Bei den
Verteidigungsausgaben sollen 330 Mio. Euro abgezwackt werden.
Weitere 120 Mio. sollen durch Streichungen von Leistungen der
Organisation für Arbeiterwohnungen (OEK) und des Arbeitsamtes OAED
gespart werden. Weitere Sozialleistungen werden den Plänen zufolge
um 220 Mio. Euro verringert. Einnahmen in größerem Stil erhofft man
sich durch die Senkung des Steuerfreibetrages von 12.000 auf 5.000
Euro. Dadurch sollen 1,35 Mrd. Euro in die Staatskasse gespült
werden. Eine neu ins Leben gerufene Gebühr für Freiberufler soll
noch zusätzliche 100 Mio. Euro einbringen.
Premierminister Jorgos Papandreou begründete diese Maßnahmen mit
den Worten, dass das Land allen zugesagten Verpflichtungen
gegenüber seinen Geldgebern nachkommen werde.
Vorläufige Bewertung der Troika erwartet
Nun liegt die Entscheidung, ob Griechenland die 8 Mrd. Euro
schwere 6. Tranche eines im Frühling 2010 vergebenen Gesamtkredites
in Gesamthöhe von 110 Mrd. Euro erhält oder nicht, in den Händen
der „Troika“. Diese setzt sich zusammen aus Europäischer
Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem
Währungsfonds. Die Inspektoren der Troika, die sich seit der
vorigen Woche in Athen aufhalten (siehe unser Foto), wollen ab
Mittwoch die Ergebnisse ihrer Prüfungen vor Ort auflisten. Noch
heute wollen sie eine vorläufige Bewertung vorlegen.
Heute Abend wollen sich noch mit Vertretern des staatlichen
Rechnungshofes treffen. Auch ein Treffen mit Antonis Samaras, dem
Vorsitzenden der größten Oppositionspartei des Landes Nea
Dimokratia, steht heute Abend auf dem Programm. Letzterer hatte
u.a. die Maßnahme der „Arbeitsreserve“ sowie weitere
Steuererhöhungen wiederholt kritisiert.
Kritik an den neuen Maßnahmen, die die Regierung ergreift, um die
6. Kreditrate zu sichern, wurde aber auch aus den Reihen der
eigenen Partei, der PASOK, geäußert. Der PASOK-Parlamentarier
Kostas Kartalis sagte gegenüber dem städtischen Radiosender „Athina
9,84“, dass es sich bei der „Arbeitsreserve“ um eine
„Entlastungsmaßnahme“ für die Troika handle. Dies sei „keine
substanzielle Maßnahme“. (Griechenland Zeitung / eh, Foto:
Eurokinissi)