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Vertrauensvotum mit ungewissem Ausgang Tagesthema

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Vertrauensvotum mit ungewissem Ausgang
Nach den turbulenten Stunden des gestrigen Donnerstags steht heute Mitternacht ein weiteres kritisches Verfahren auf dem Programm: Die Regierung von Jorgos Papandreou stellt sich im Parlament nach dreitägiger Debatte der Vertrauensfrage. Noch besteht keine Gewissheit, ob Papandreou auch diese Prüfung übersteht. Gleichzeitig hat sich die Diskussion über die Bildung einer „Notstandsregierung" intensiviert. Premier Papandreou blies gestern der scharfe Wind von seinen eigenen Parteikollegen von der sozialistischen PASOK entgegen. Während einer Fraktionssitzung machten zwei Abgeordnete, Eva Kaili und Elena Panariti, deutlich, dass sie der Regierung nicht ihr Vertrauen aussprechen werden.
en werden. Ein  ähnlicher Schritt ist außerdem bei mindestens vier weiteren PASOK-Abgeordneten nicht auszuschließen. Dimitris Litzeris erklärte am Donnerstag,  dass er der Regierung seine Stimme verweigere, so lange keine Regierung der „Rettung der Nation" gebildet werde.

Stimmen für Bildung einer „Regierung der
Nationalen Einheit" werden immer lauter

Für eine Regierung der Nationalen Einheit setzte sich am Freitag in einem Radiointerview auch das PASOK-Fraktionsmitglied, Tilemachos Chytiris, ein. Der Polit-Veteran war lange Jahre Regierungssprecher sowie Vertrauter des Vaters des heutigen Premierministers, Andreas Papandreou. Nach Ansicht von Chytiris müssten die Vorarbeiten zur Bildung einer derartigen Regierung bereits heute beginnen. Unter Anspielung auf den Oppositionschef von der Nea Dimokratia, Antonis Samaras, meinte er, dass es für ein Unternehmen dieser Art „jedoch zwei braucht: wie beim Tango".
 
Papandreou: „ich klebe an keinem Stuhl"

Ähnliche Forderungen nach einer Interimsregierung mit breiter Unterstützung brachten auch andere Mitglieder und Parlamentarier der PASOK sowie der Oppositionsparteien vor. Eine Gruppe von mehreren Abgeordneten aus der PASOK und der ND haben bereits ein entsprechendes Non paper unterzeichnet.
Premierminister Papandreou hatte im Parlament festgestellt, dass er einer Regierung der Nationalen Einheit nicht abgeneigt sei. Die Entscheidung der Nea Dimokratia, die Beschlüsse über den neuen Kreditvertrag mit den EU-Partnern vom 26. Oktober zu unterstützen, begrüßte er. Griechenland, so Papandreou zuversichtlich, könne „vorwärts schreiten", und es werde auch vorankommen, „indem wir unsere Kräfte vereinen". Der Premierminister meinte in diesem Zusammenhang, dass er nicht an seinem Stuhl klebe und dass er die ganze politische Verantwortung auf sich nehme.

Aus dem Lager der Opposition kann sich Papandreou bei der Vertrauensabstimmung keine Unterstützung erwarten. Die unabhängige,  ehemalige ND-Parlamentarierin Elsa Papadimitriou hatte in den letzten Tagen zwar zu verstehen gegeben, dass sie für die PASOK-Regierung ein positives Votum abgeben werde. Sie machte danach aber deutlich, dass ihre  Unterstützung nur dann gewährleistet sei, wenn „Herr Papandreou so bald wie möglich die Verfahren für die Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit einleitet".

Oppositionschefs verlangen vorverlegte Parlamentswahlen

Im Vorfeld des Vertrauensvotums kam es gestern Abend bei der Parlamentsdebatte auf Ebene der Parteiführer zu relativ heftigen Wortgefechten. Die Chefs der Oppositionsparteien haben einheitlich den Rücktritt Papandreous verlangt.

Der Vorsitzende der größten Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND), Antonis Samaras, wiederholte, dass er eine ökumenische oder gar eine Koalitionsregierung ablehne. Dem Premierminister warf er vor, dass „lügt und erpresst".
Die Generalsekretärin der drittstärksten Partei, der kommunistische KKE, Aleka Papariga, drängte ebenfalls auf „vorverlegte Parlamentswahlen – und zwar jetzt", bevor der in Brüssel beschlossene Kreditvertrag das Parlament passiere. Sie lehnte eine Übergangsregierung, die sie als „unrechtmäßig"  bezeichnete, ab und rief das Volk zu Protesten auf.  
Der Fraktionsvorsitzende des linken Wahlbündnisses Syriza, Alexis Tsipras,  argumentierte ähnlich. Er bezichtigte Papandreou, aber auch Samaras, dass sie nur daran interessiert seien, „sich selbst zu retten".
In einer kurzen Rede rief der Chef der orthodoxen Volkssammlung, Jorgos
Karatzaferis, Papandreou und Samaras, dazu auf, sich zu einigen. Sie sollten „dem Volk endlich Hoffnung geben". Abschließend wiederholte er dreimal hintereinander: „Rettet Griechenland".

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