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Griechenland steht vor wegweisenden Entscheidungen Tagesthema

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Griechenland steht vor wegweisenden Entscheidungen
Um über weitere Sparmaßnahmen zu beraten, tagte in dieser Woche der Ministerrat unter Vorsitz von Premier Papadimos. Außerdem traf er sich mit Vertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Letztere melden Widerstand an. Die griechische Regierung hat bis Mitte Januar wichtige Entscheidungen zu treffen. Dann kommt die „Troika" aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds erneut in die griechische Hauptstadt.
sfonds erneut in die griechische Hauptstadt. Immerhin steht eine imposante Kreditrate in Höhe von knapp 90 Mrd. auf dem Spiel. Damit soll Athen vor dem ansonsten sicheren Bankrott im kommenden Frühling gerettet werden.

Kabinett berät am Donnerstag
Was die internationalen Kreditgeber betrifft, so wollen diese ihr Geld natürlich nicht verschenken. Gefordert wird die zügige Umsetzung bereits begonnener, aber noch nicht beendeter Reformen. Dazu gehört u. a. die Liberalisierung bisher geschlossener Berufe. Ein entsprechendes Gesetz hätte bereits vor Monaten ratifiziert sein müssen. Im Gespräch ist auch eine weitere Kürzung der Zusatzrenten. Mit dieser Maßnahme allerdings will sich die Nea Dimokratia (ND), die neben der PASOK und der LAOS in der Übergangsregierung vertreten ist, nicht abfinden. Der Premierminister wartet nun auf Alternativlösungen seitens der Konservativen. Das Kabinett wird nicht zuletzt der Troika beweisen müssen, dass es in der Lage ist, an einem Strang zu ziehen. Ob das tatsächlich möglich ist, wird sich zeigen.

Treffen mit Arbeitverbänden
Doch Papadimos benötigt nicht nur die Unterstützung seiner Minister. Er braucht gleichfalls einen Minimalkonsens mit Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Thematisiert werden sollen u. a. weitere Lohnkürzungen, Veränderungen im Rahmentarifvertrag sowie Kürzungen bei den Zusatzrenten. Die Gewerkschafter haben bereits im Vorfeld signalisiert, dass sie nur in den wenigsten Fällen ihre Zustimmung geben werden. Sie argumentieren u. a. damit, dass die Arbeitskosten in Griechenland um 2,8 % gesunken und gleichzeitig die Arbeitsproduktivität um 2,4 % gestiegen sei. Außerdem könnten die Mindestlöhne von 600 Euro Netto nicht weiter gesenkt werden, wenn man auch die Lebenshaltungskosten in Griechenland berücksichtige. Selbst die Seite der Arbeitgeber setzt sich derzeit nicht für eine weitere Senkung der Lohnkosten ein. Sie plädieren für eine 10%-ige Senkung der Arbeitgeberbeiträge für die Sozialversicherung. Diese beläuft sich derzeit auf 45 % der Gesamtkosten für Löhne und Gehälter. Mit einem Einfrieren der Lohnkosten bis 2014 zeigten sich die Arbeitgeber einverstanden.

Jeder fünfte Grieche am Rande der Armut
Doch selbst wenn es zu keinen weiteren Lohn- und Rentenkürzungen kommen sollte: Das Leben der einfachen Griechen ist nicht auf Rosen gebettet. Die griechische Statistikbehörde ELSTAT gab in dieser Woche bekannt, dass im Jahr 2009 20,1 % Bürger des Landes kurz vor der Armutsgrenze standen. Betroffen davon waren damals 868.597 Haushalte bzw. 2.204.800 Personen. Um nicht als arm zu gelten war das Mindestjahreseinkommen pro Person auf 7.178 Euro festgelegt. Für eine vierköpfige Familie lag es bei 15.073 Euro. Im Jahr 2011 dürfte die Zahl jener Griechen, die von Armut bedroht sind, noch wesentlich größer geworden sein. Ein Indiz dafür sind die wegbrechenden Arbeitsplätze: Im 3. Quartal lag die Arbeitslosenrate bei 17,7 %. Bemerkbar machen dürften sich auch die zum Teil radikale Kürzung von Löhnen, Gehältern, Zulagen und Renten. Arbeitslosengeld schließlich erhält man in Griechenland nur für ein Jahr, dann ist Schluss mit Zuwendungen der öffentlichen Hand. (Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi. Die Aufnahme zeigt Premierminister Loukas Papadimos (l.) im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Gewerkschaftsbundes GSEE, Jannis Panagopoulos.)

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