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Reparationszahlungen: Athen sendet Verbalnote an Berlin Tagesthema

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Unser Archivfoto (© Griechenland Zeitung / Elisa Hübel) entstand während der Buchpräsentation „Juni ohne Ernte“ von Kaiti Manolopoulou. Sie verarbeitet darin das Massaker in der mittelgriechischen Stadt Distomo am 10. Juni 1944. Unser Archivfoto (© Griechenland Zeitung / Elisa Hübel) entstand während der Buchpräsentation „Juni ohne Ernte“ von Kaiti Manolopoulou. Sie verarbeitet darin das Massaker in der mittelgriechischen Stadt Distomo am 10. Juni 1944.

Kurz vor den Parlamentswahlen in Griechenland rückt das Reparationsthema erneut auf die Tagesordnung. Am Dienstag übermittelte der griechische Botschafter in Berlin dem deutschen Außenministerium eine diplomatische Verbalnote. Eine entsprechende Anweisung hatte die stellvertretende Außenministerin Sia Anagnostopoulou erteilt. In diesem diplomatischen Schreiben wird dazu aufgerufen, Verhandlungen über die Begleichung einer Zwangsanleihe, die Hitlerdeutschland der griechischen Seite während der Besatzungszeit im II. Weltkrieg abgepresst hatte, aufzunehmen. Vor allem geht es dabei auch um das Thema der Reparationen für Schäden, die Griechenland im ersten und im zweiten Weltkrieg erlitten hat.

Die Rede ist insgesamt von etwa 300 Milliarden Euro. Außerdem wird die Rückgabe von Altertümern gefordert, die die deutsche Seite außer Landes gebracht hatte.
Bereits am 17. April hatten sich die Vorsitzenden der politischen Parteien im griechischen Parlament über dieses Thema ausgetauscht. Autorisiert wurde das jetzige Vorgehen von der Regierungspartei SYRIZA, der konservativen Nea Dimokratia, der Bewegung der Veränderung und der Zentrumsunion.
Kurz darauf hatte Deutschlands Regierungssprecher Steffen Seibert erklärt:
„Die Frage nach deutschen Reparationen ist juristisch wie politisch abschließend geregelt.“
In Athen sieht man das anders. Das griechische Außenministerium erklärte am Dienstag, dass es sich um eine „moralische und finanzielle Frage“ handle. 1941 hatte die deutsche Wehrmacht Griechenland besetzt. Hunderttausende Griechen kamen in den dreieinhalb Besatzungsjahren bis Herbst 1944 ums Leben.
Unterdessen wurde 2015 in Berlin die Initiative „Respekt für Griechenland“ aus der Taufe gehoben. Deren Mitglieder engagieren sich u. a. beim Thema der Reparationen. Sie fordern etwa die Rückzahlung eines Zwangskredits, den Griechenland dem damaligen Deutschland gewähren musste, um die Besatzungskosten zu decken. Zur Debatte steht außerdem die Rückzahlung eines sogenannten „Lösegeldes“ für den „Freikauf“ jüdischer Zwangsarbeiter in der nordgriechischen Stadt Thessaloniki sowie die Einrichtung eines Fonds zur nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums, unter besonderer Berücksichtigung von „Märtyrerdörfern“, von denen es in ganz Hellas zahlreiche gibt.
Die Initiative stellt zwar fest, dass nachweislich Teile des Zwangskredites noch während des Krieges getilgt wurden. Doch darüber hinaus seien weitere Beträge noch offen. Diese wurden in offiziellen deutschen Dokumenten als „Reichsschuld“ bezeichnet. Am Ende des Krieges betrug die Restschuld 476 Millionen Reichsmark. Ihr heutiger Wert beträgt ohne Zinsen schätzungsweise 7 Milliarden Euro, mit Zinsen 11 Milliarden Euro, so „Respekt für Griechenland“.
Unterstützt wird die Initiative von zahlreichen Politikern, etwa vom Bündnis 90/ Die Grünen (Claudia Roth), von der Partei „Die Linke“ sowie vom Bundesvorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD, Kevin Kühnert. Aber auch weitere Persönlichkeiten, wie etwa die Präsidentin der Akademie der Künste Berlin, Jeanine Meerapfel, und der Künstlerischer Leiter der Schaubühne am Berliner Lehniner Platz, Thomas Ostermeier, stehen hinter diesem Anliegen. (Griechenland Zeitung / eh)

 

 

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