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Griechenland rückt Energie-Alternativen in den Mittelpunkt der Politik Tagesthema

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Foto (© Eurokinissi): Neben zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland nahm auch der griechische Premierminister Mitsotakis am siebten Delphi Wirtschaftsforum teil. Foto (© Eurokinissi): Neben zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland nahm auch der griechische Premierminister Mitsotakis am siebten Delphi Wirtschaftsforum teil.

Angesichts des Krieges in der Ukraine arbeitet Griechenland an alternativen Konzepten, um vor allem von russischen Gas- und Erdöllieferungen unabhängig zu werden. Man plant die Förderungen eigener Vorkommen sowie Kooperationen mit anderen Ländern. Ziel ist es, das Land zu einem Knotenpunkt für Energielieferungen zu entwickeln.



Griechenland will sein Ziel, ein wichtiger Energieknotenpunkt Europas zu werden, so schnell wie möglich in die Tat umsetzen. Einer der Hintergründe ist der Krieg in der Ukraine und die dadurch entstandene Notwendigkeit, sich vom russischen Erdgas abzukoppeln. Das stellte am Dienstag (12.4.) Premierminister Kyriakos Mitsotakis während eines offiziellen Besuchs in den Büros der Hellenischen Gesellschaft für die Verwaltung von Kohlenwasserstoffen (EDEY) fest. An dem Treffen beteiligte sich auch Energie- und Umweltminister Kostas Skrekas.

Beschleunigung des Verfahrens

Nun soll so schnell wie möglich festgestellt werden, in welchen Mengen das Land tatsächlich über fossile Brennstoffe wie Erdöl und Erdgas verfügt. Um das Verfahren zu vereinfachen, sollen Gesetzesänderungen nach dem Vorbild Ägyptens das Parlament passieren, erklärte Skrekas. Dadurch sollen auch bestehende bürokratische Hürden beseitigt werden. Experten vertreten die Meinung, dass bis zum Jahr 2024 die Forschungen nach Erdgas beendet werden können; ab 2029 könnten dann die ersten Bohrungen beginnen. Im Rennen sind bereits die Mineralölunternehmen Total (Frankreich) und ExxonMobil (USA), die sich für die Förderung interessieren. Vier weitere Ölfirmen haben Berichten zufolge ebenfalls Interesse bekundet.
Vor diesem Hintergrund wurde bei dem Treffen am Dienstag klargestellt, dass sich auch private Investoren an diesem Projekt beteiligen sollen. Eine entsprechende Task-Force soll in absehbarer Zeit ins Leben gerufen werden. Was die Firma EDEY betrifft, so wird sie als zuständiger Träger die entsprechenden staatlichen Ansprüche verwalten.

Geopolitische Vorteile

Wahrscheinliche Lagerstätten fossiler Brennstoffe werden unter dem Meeresboden im Ionischen Meer sowie westlich und südwestlich vor Kreta vermutet. Bis zum kommenden Jahr will sich Athen vergewissern, ob diese Vorkommen ausreichen, um mit Bohrungen bzw. der Förderung zu beginnen. In offenen Gewässern südwestlich vor Kreta sowie vor Israel wurden bereits fossile Lagerstätten entdeckt. Dies nährt die Hoffnungen der griechischen Regierung, dass auch in griechischen Hoheitsgewässern derartige Bodenschätze gefördert werden könnten. Das Energieinstitut Südost Europas (IENE) erklärt in einem aktuellen Bericht, dass Hellas bedeutende wirtschaftliche sowie geopolitische Vorteile aus dieser Situation ziehen könnte.
In der vorigen Woche ist es in Jerusalem zu einem Treffen zwischen den Energieministern Griechenlands, Zyperns und Israels gekommen. Auf dem Gesprächstisch lag der mögliche Transport von Erdgas aus Israel über Ägypten, Zypern und Griechenland weiter nach Mitteleuropa. Besprochen wurde dabei auch der Euroasia Interconnector. Es handelt sich um ein Seekabel für die Übertragung von Elektroenergie nach Europa.

Energie-Unabhängigkeit

Über Energie-Themen hatte sich Mitsotakis bereits in der vorigen Woche auch mit der EU-Kommissarin für Energie Kadri Simson beraten. Während einer Rede beim Internationalen Wirtschaftsforum in Delphi brachte er seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Unabhängigkeit der Strompreise vom Erdgas schon bald Realität werde. Dieses Thema wolle er während des nächsten EU-Gipfeltreffens ansprechen.
Ein weiterer Schritt zur Energie-Unabhängigkeit sind für die griechische Regierung die erneuerbaren Energiequellen. Auch hier soll die Vergabe der notwendigen Lizenzen vereinfacht werden. Während dieser Prozess derzeit fünf Jahre in Anspruch nimmt, soll er auf eine Zeitspanne von 14 Monate beschleunigt werden, hieß es aus Kreisen der Branche. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

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