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Kleine Schritte in Richtung Entspannung zwischen Athen und Ankara Tagesthema

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Kleine Schritte in Richtung Entspannung zwischen Athen und Ankara Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt den griechischen Außenminister Nikos Dendias (r.) bei seiner jüngsten Begegnung mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Çavuşoğlu.

Angesichts zunehmender Spannungen in der Ägäis gingen Griechenland und die Türkei am vorigen Donnerstag (16.6.) zwei kleine Schritte aufeinander zu. Zunächst kam es am Rande eines NATO-Treffens in Brüssel zu einer kurzen Begegnung zwischen Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos und seinem türkischen Amtskollegen Hulusi Akar. Dies überrascht umso mehr, als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan zuvor sämtliche Kommunikationskanäle zwischen beiden Ländern abgebrochen hatte.


Die daraus resultierende „neue Eiszeit“ ist vor allem deshalb gefährlich, weil gleichzeitig auch die Provokationen Ankaras in der Ägäis einem neuen Höhepunkt entgegen gehen. Täglich wird griechischer Luftraum durch türkische Kampfflugzeuge verletzt, wobei demonstrativ selbst bewohnte griechische Inseln überflogen werden. Die Eindringlinge aus dem Osten werden in der Regel von griechischen Kampffliegern abgedrängt, doch solche Manöver – im Fachjargon „Dogfights“ genannt – sind riskant; eventuelle Abstürze sind nicht auszuschließen. Gerade hier liegt die Gefahr, weil ohne bilaterale Verständigung ein derartiger Zwischenfall schnell militärisch eskalieren könnte.
Insofern ist die Begegnung am Donnerstag von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Griechischen Presseberichten zufolge soll Panagiotopoulos zu seinem Amtskollegen gesagt haben: „So können wir nicht weitermachen.“ Bei der Begegnung habe er unterstrichen, dass man Kommunikationskanäle offenhalten müsse. Dies sei Bestandteil gut nachbarschaftlicher Beziehungen. Man müsse an einer positiven Agenda festhalten, was wiederum zu einem besseren Klima der bilateralen und regionalen Zusammenarbeit beitrage. Ein Abbau der Spannungen sei dabei unabdingbar.
Kurz vor diesem Treffen hatte der türkische Verteidigungsminister gegenüber einem griechischen Privatsender erklärt, dass sein Land bereit sei, „alle Probleme durch Gespräche und Treffen zu lösen“. Es gebe Maßnahmen zum Aufbau von Vertrauen und Begegnungen im Rahmen der NATO. Die Türkei sei bereit „mit ihren griechischen Partnern zu sprechen“.
Neben der Begegnung zwischen Panagiotopoulos und Akar kam es am Donnerstag in Ochrid in der Republik Nordmazedonien während eines „Dialogforums“ auch zu einem Handschlag und zu einer kurzen Unterhaltung zwischen Griechenlands Verteidigungsminister Nikos Dendias und seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Çavuşoğlu.
Unterdessen gab das State Department in Washington gegenüber Ankara zu verstehen, dass die territoriale Integrität der Staaten geschützt bzw. respektiert werden müsse. Man werde sich weiterhin dafür einsetzen, dass Griechenland und die Türkei Spannungen reduzieren. Anlass für diese Feststellung war ein Kommentar eines türkischen Journalisten während einer Veranstaltung im US-Außenministerium. Dieser hatte die Behauptung aufgestellt, dass Athen internationale Abkommen verletze, weil es auf Inseln in der östlichen Ägäis militärische Einrichtungen unterhalte. Hellas beruft sich angesichts der türkischen Forderungen nach Entmilitarisierung des Dodekanes auf sein international verbrieftes Recht auf Selbstverteidigung. (Griechenland Zeitung / jh)

 

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