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Mitsotakis trifft Erdogan: Das Eis scheint gebrochen

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Unser Foto (© Eurokinissi) entstand am Mittwoch (20.9.) in New York. Unser Foto (© Eurokinissi) entstand am Mittwoch (20.9.) in New York.

Dem diplomatischen Winter zwischen Athen und Ankara scheint nun ein Frühling zu folgen. Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan haben am Mittwoch (20.9.) in New York im Rahmen der 78. Generalversammlung der Vereinten Nationen ihre Ansichten zu verschiedenen Fragen ausgetauscht. Im Zentrum standen die illegale Migration und die Klimakrise. Das Gespräch dauerte etwa 70 Minuten.


Schwierige Themen wie die Lösung der Zypernfrage oder die Festlegung der Ausschließlichen Wirtschaftszone in der Ägäis wurden nicht tangiert. Vielmehr will man sich auf Fragen konzentrieren, durch die das bilaterale Vertrauen und Kooperationen zwischen beiden Ländern gestärkt werden können.
Mitte Oktober soll etwa ein Treffen durchgeführt werden, bei dem die Stärkung des politischen Dialogs in den Fokus rückt. Im November sollen Maßnahmen zum Wiederaufbau des Vertrauens besprochen werden. Letztendlich wird am 7. Dezember der Höchste Kooperationsrat zwischen Griechenland und der Türkei tagen.

Unterschiedliche Ansichten über Zypern
In einem Interview gegenüber CNN erklärte Mitsotakis, dass die bilateralen Beziehungen zur Türkei seit jeher schwierig gewesen seien. Die beiden Länder könnten jedoch in mehreren Bereichen kooperieren, so der Regierungschef. Größere Meinungsverschiedenheiten könne man nur über das internationale Recht und das internationale Seerecht lösen. Was die Wirtschaft im Inland angeht, so erklärte Mitsotakis, dass Griechenland mittlerweile „auf eigenen Füßen stehe“.
Was den Tourismus betrifft, so sei – trotz verheerender Waldbrände und Überschwemmungen – ein neuer Rekord erzielt worden; es gebe immer mehr Menschen, die die Sonne am Mittelmeer genießen wollten.
Mitsotakis vertrat außerdem die Ansicht, dass die gesamte EU sowie auch die internationale Staatengemeinschaft geeint gegen die Klimakrise vorgehen müsse.
Unterdessen kritisierte die Opposition in Athen, dass während des Gesprächs zwischen Mitsotakis und Erdogan die Zypernfrage nicht angesprochen wurde. Der türkische Präsident hatte jedoch während seiner Rede vor den Vereinten Nationen für die Anerkennung des türkischsprachigen Nordteils des Inselstaates plädiert. Mitsotakis wolle dieses Thema am Donnerstag ebenfalls während seiner Rede vor den Vereinten Nationen aufgreifen, wurde mitgeteilt.

Positive Kommentare in der Presse
Alles in allem wurde das Treffen zwischen Mitsotakis und Erdogan von der türkischen Presse mit positiven Einschätzungen kommentiert. Die Zeitung Hürriyet meinte, dass der „Frühling mit Griechenland anhalten wird“. Die Sabah hob hervor, dass sich Mitsotakis in New York gegen den Rassismus und die Islamfeindlichkeit ausgesprochen habe. Die griechische Presse kommentiert ein langsames aber sicheres Aufschlagen eines neuen Kapitels der bilateralen Beziehungen an den beiden Seiten der Ägäis. Die Tageszeitung Kathimerini etwa titelte: „Wegweiser des Dialogs in ruhigen Gewässern in der Ägäis“.
Es war das sechste Treffen zwischen den beiden Regierungs- bzw. Staatsoberhäuptern seit der Amtsübernahme von Mitsotakis im Jahr 2019. Anfangs waren die Gespräche der beiden Politiker eher kühl verlaufen, anschließend brach Erdogan jeglichen Kontakt zu Mitsotakis ab. Erst im Juli des laufenden Jahres sind sich die beiden Seiten im Rahmen des NATO-Gipfeltreffens in Vilnius wieder näher gekommen.
Am Treffen am Donnerstag hatten sich auch die beiden Außenminister sowie die diplomatischen Berater beider Staaten beteiligt. Man war sich zudem darin einig, dass die Entwicklung ihrer bilateralen Beziehungen etwa von den USA, Deutschland und der gesamten EU aufmerksam beobachtet würden. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

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