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Tödliches Bahnunglück vor zwei Jahren zieht politische Konsequenzen nach sich

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Tödliches Bahnunglück vor zwei Jahren zieht politische Konsequenzen nach sich Archivfoto: © Eurokinissi

Der bisherige Staatssekretär im Ministerium für Klimakrise und Zivilschutz Christos Triantopoulos ist am Donnerstag (6.2.) von seinem Regierungsamt zurückgetreten. Eigenen Erklärungen zufolge wolle er dadurch die Arbeit einer parlamentarischen Untersuchungskommission erleichtern, die eventuelle politische Verantwortlichkeiten für ein schweres Zugunglück, das sich vor zwei Jahren im Tempi-Tal ereignete, untersuchen soll.

Während des Unglücks, das 57 Menschen das Leben gekostet hat, fungierte Triantopoulos als Staatssekretär beim Premierminister.

Mögliche Regierungsumbildung

Zuvor hatte die größte Oppositionspartei PASOK die Einrichtung einer solchen Untersuchungskommission gefordert. Triantopoulos wird Mitverantwortung vorgeworfen, was die rasche Aufschüttung des Unfallorts betrifft. Nach Meinung der Opposition seien dadurch bewusst wichtige Spuren verwischt worden, die Hinweise auf ein Verbrechen hätten liefern können.
Triantopoulos entgegnete, dass er die Institutionen respektiere. Er warf jedoch der Opposition vor, die Tragödie von Tempi für politische Zwecke auszunutzen. Er werde mit „ Beweisen und Fakten“ die Wahrheit ans Tageslicht bringen. Beobachter verweisen darauf, dass die Regierung der konservativen Nea Dimokratia unter Regierungschef Kyriakos Mitsotakis durch die jüngsten Entwicklungen stark unter Druck geraten ist.

Expertenteams auch aus dem Ausland

Mehrere Expertenteams – auch aus dem Ausland – befassen sich mittlerweile mit der Explosion, die dem frontalen Aufprall eines Personenzuges mit einem Güterzug folgte. Den aktuellen Schlussfolgerungen zufolge könnte der Güterzug illegal etwa 3,5 Tonnen benzoide Kohlenwasserstoffe transportiert haben, mit denen man etwa Benzin panschen könnte. Die vollständigen Schlussfolgerungen der Experten sollen Ende Februar vorgelegt werden.
Bekannt wurde außerdem, dass die Griechische Bahn laut der ausgeschriebenen Planstellen eigentlich 2.184 Mitarbeiter haben müsste; im Dezember 2022, also kurz vor dem Eisenbahnunglück, seien es lediglich 735 gewesen.
Unterdessen wurde in dieser Woche eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Interview für die Zeitung Political veröffentlicht, wonach 77 % der Befragten den Verdacht hegen, dass man bewusst versuche, die Ursachen des Zugunglücks zu verbergen. 65 % vertreten die Ansicht, dass die Justiz sehr langsam an diesem Fall arbeite. 57 % setzen sich für eine sofortige Regierungsumbildung ein.

Landesweit Demonstrationen

Teile der Bevölkerung bringen ihren Unmut mit zunehmenden Protesten zum Ausdruck. So etwa haben für Freitag (7.2.) Schüler- und Studentenverbände zu Demonstrationen landesweit aufgerufen. Sie fordern „echte Gerechtigkeit“ und ein „Ende der Politik, die zum Zugunglück von Tempi geführt hat“. Für den 28. Februar, wenn sich das Zugunglück zum zweiten Mal jährt, haben auch zahlreiche Gewerkschaften zu Protestaktionen ausgerufen, daran werden sich etwa auch Seeleute beteiligen. Die letzten großen Demonstrationen in Erinnerung an das Bahnunglück hatten am 26. Januar stattgefunden. Daran beteiligten sich zehntausende Menschen in vielen Landesteilen, aber auch in zahlreichen anderen Ländern. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

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