Am Freitag (7.2.) ist es in den größten Städten Griechenlands zu Schüler- und Studentenprotesten gekommen – etwa in Athen, Thessaloniki, Larissa, Patras, Heraklion (Kreta), Volos und Ioannina. Die Demonstranten fordern eine lückenlose Aufklärung des Zugunglücks im Tempi-Tal, das sich vor knapp zwei Jahren ereignet hatte.
Dabei waren 57 Menschen ums Leben gekommen. Ungeklärt bleiben nach wie vor die konkreten Ursachen. Über eine Strecke von fünfeinhalb Kilometern fuhren damals ein Güter- und ein Passagierzug auf dem gleichen Schienenstrang frontal aufeinander zu. Nach dem Zusammenprall ereigneten sich Explosionen, die einen schweren Brand auslösten. Auch für dieses Ereignis, bei dem vermutlich noch weitere Menschen starben, die den Aufprall überlebt hatten, gibt es bisher keine befriedigende Erklärung. Als besonders tragisch wird die Tatsache empfunden, dass vor allem viele junge Menschen unter den Todesopern sind: Nach einem verlängerten Wochenende reisten zahlreiche Studenten zurück an ihren Studienort.
Unterdessen erreichte in diesen Tagen neues Videomaterial die Öffentlichkeit, das zur Aufklärung dieses Desasters beitragen könnte. Zu erkennen ist darauf der Güterzug kurz vor dem Unfall. Festgestellt werden soll vor allem, ob dieser eventuell leichtbrennbare Materialien transportiert haben könnte – die offiziell nicht gemeldet worden waren. Der Rechtsanwalt eines Security-Unternehmens, der die Videos im Auftrag seines Mandanten den Ermittlern übergab, erklärte in der Presse, dass nach dem Unfall niemand dieses Bildmaterial angefordert habe. Im Jahre 2023 habe man deshalb lediglich Videos von dem betroffenen Intercity übergeben. Geprüft werden soll auch, ob es sich bei dem jüngst aufgetauchten Material möglicherweise um eine Fälschung handeln könnte.
Ende des Monats sollen zudem auch Untersuchungen von Experten an die Öffentlichkeit gegeben werden. Sie hatten den Auftrag erhalten herauszufinden, womit die starken Explosionen am Unfallort erklärbar sind, es entstanden Feuerbälle mit einem Durchmesse von mehr als 15 Metern.
Auch eine parlamentarische Untersuchungskommission soll bei der Aufarbeitung behilflich sein. Sie hat die Aufgabe, eventuelle politische Verantwortungen zuzuweisen. Um die Arbeit dieser Kommission nicht zu behindern, trat ein Staatssekretär aus dem Kabinett der konservativen Regierung der Nea Dimokratia zurück. Die Opposition wirft ihm Mitverantwortung vor.
Die oppositionelle PASOK forderte am Wochenende erneut, dass man alle Facetten des Zugunglücks aufdecken müsse. Ähnliche lauten auch die Forderungen anderer politischer Parteien. (Griechenland Zeitung / eh)