Login RSS

Politischer Balanceakt in Ägypten für Status quo des Katharinenklosters

  • geschrieben von 
Unsere Archivfotos (© Eurokinissi) zeigen das Katharinenkloster im ägyptischen Sinai. Unsere Archivfotos (© Eurokinissi) zeigen das Katharinenkloster im ägyptischen Sinai.

Die bilateralen Beziehungen zwischen Griechenland und Ägypten könnten ins Schwanken geraten. Hintergrund sind Besitztümer eines griechisch-orthodoxen Klosters auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel, die künftig verstaatlicht werden könnten.

Die Diskussion in Griechenland über die Besitztümer des Katharinenklosters im ägyptischen Sinai bleibt weiterhin angeheizt. So etwa wird Außenminister Jorgos Gerapetritis am Mittwoch (4.6.) in Kairo erwartet, um sich hier mit seinem ägyptischen Amtskollegen Badr Abdelatty zu treffen.
Vorangegangen war die Entscheidung eines Gerichtes in Ägypten, wonach Ländereien, die dem griechisch-orthodoxen Katharinenkloster in Sinai gehören, eventuell verstaatlicht werden könnten. Beobachter sehen sogar eine Gefahr für das Kloster selbst, das immerhin bereits seit 15 Jahrhunderten dauerhaft bewohnt ist; es ist eines der ältesten christlichen Klöster der Welt.

250604 Sinai 2 SMALL

Teil des Katharinenklosters

Auch die Opposition ist vor Ort
Zuvor hatten Athen und Kairo während eines höchsten Kooperationsrates beschlossen, dass ein Szenario, wie es jetzt per Gerichtsbeschluss vorliegt, nicht eintreten dürfe. Während die griechische Seite im Mai eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet hatte, scheint es mehreren Medienberichten zufolge so, dass das ägyptische Justizministerium dies nicht getan hat.
Kairo versichert jedoch in sämtlichen Tonlagen, dass der christliche Charakter des Klosters beibehalten werde. Griechenland befürchtet dennoch, dass sich dies durch den vorliegenden Gerichtsbeschluss in Zukunft ändern könnte.
Nun wird am Freitag auch Oppositionschef Nikos Androulakis von der sozialistischen PASOK in Ägypten erwartet. Es steht u. a. ein Treffen mit Theodoros II., dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Alexandria, auf dem Programm. Das Thema des Katharinenklosters in Sinai dürfte dabei ganz oben auf der Gesprächsliste rangieren. Außerdem wird sich Androulakis mit Mitgliedern der griechischen Gemeinde treffen als auch griechische Schulen und das Museum über den griechischen Dichter Konstantinos Kavafis (1863-1933) besuchen.
Der Vorsitzende des Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA) Sokratis Famellos hat unterdessen den Vorschlag unterbreitet, dass eine überparteiliche Delegation nach Ägypten reisen solle, um sich die Situation besser vor Augen halten zu können. Ziel sei, das griechische Parlament bei seinem Anliegen zu unterstützen, dass die ägyptischen Behörden das Katharinenkloster in Sinai respektieren und dass Griechenland sein „Religions- und Kulturerbe wahren kann“. Mit einem Brief an Parlamentspräsident Nikitas Kaklamanis sprach Famellos von „jüngsten negativen Entwicklungen hinsichtlich des Eigentumsstatus des Sinai-Klosters“. Kritisiert wurde dabei „die Entscheidung des ägyptischen Gerichts sowie die Haltung der ägyptischen Regierung, die sich darauf beschränkt, lediglich den Kultstatus des Klosters zu gewährleisten“. Das habe bei allen Griechen „Besorgnis ausgelöst und erfordern ein erhebliches Eingreifen“.
Der Vorsitzende der rechtspopulistischen Griechische Lösung Kyriakos Velopoulos bemängelte, dass die Entwicklungen „eine Komödie“ seien – wenn es sich nicht um ein nationales Thema handeln würde. Er warf der Regierung vor, weder das orthodoxe Christentum noch das Kloster beschützen zu können, dass „in die Hände fanatischer Islamisten“ falle.

„Zelle der griechisch-orthodoxen Welt“
Der frühere Oppositionschef Stefanos Kasselakis (2023-2024), der nun die von ihm gegründete Partei Demokratische Bewegung leitet, hat bereits in dieser Woche das Katharinenkloster in Sinai besucht, „in dem in diesen Tagen unsere Gedanken sind“, wie er bemerkte. Dabei erinnerte er daran, dass es sich um ein UNESCO-Weltkulturerbe handelt. Außerdem sei es „eine lebendige Zelle der griechisch-orthodoxen Welt“. Kasselakis fügte hinzu, dass selbst der Prophet Mohammed einst diesen Ort beschützt hatte. Die griechische Regierung rief er dazu auf, Erklärungen zu geben, auf welcher Art und Weise sie das Kloster beschützen wolle. Weiterhin wies er auf eine Reportage der italienischen Zeitung Corriere della Sera hin, die berichtet habe, dass ein Energiepakt zwischen Griechenland und Ägypten, zu einer „Toleranz gegenüber der Statusänderung des Sinai-Klosters geführt haben dürfte“.
Zudem hat Kasselakis ein Schreiben an Papst Leo XIV. gesendet, indem er ihn darum bittet, das Katharinenkloster zu schützen, da es sich um Entwicklungen handle, die das gesamte Christentum und das Weltkulturerbe beträfen.
Unterdessen setzen sich Beobachter für die Beibehaltung der guten bilateralen Beziehungen zu Ägypten ein, um gemeinsam geopolitische Herausforderungen in der Region meistern zu können. Zusätzlich weisen sie darauf hin, dass Griechenland eine Schlüsselrolle bei den Beziehungen zwischen Ägypten und der EU spiele. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

Nach oben

 Warenkorb