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Polizei sprengt landesweiten Betrugsring in Griechenland: 44 Festnahmen Tagesthema

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Beispielfoto (© Eurokinissi) Beispielfoto (© Eurokinissi)

Bei einer großangelegten Polizeiaktion in Attika und Korinth wurde eine der bisher vermutlich größten kriminellen Organisationen Griechenlands zerschlagen. Die Bande betrog vor allem ältere Menschen telefonisch um Geld und Wertsachen. Über 5.000 Fälle und rund 35 Millionen Euro Schaden konnten seit 2023 festgestellt werden.

Von einigen Kennern der Szene wird sie als eine der größten kriminellen Organisationen Griechenlands beschrieben, die nun von der Polizei ausgehoben wurde. Die Mitglieder dieser Bande haben Bürgern, vor allem älteren Menschen, überwiegend durch Telefonate Geld und Wertsachen abspannen können. Anschließend wurde das erwirtschaftete Geld in verschiedene Projekte investiert. Allein seit 2023 konnten 5.000 Betrugsfälle identifiziert werden; der dabei für die Opfer entstandene Schaden wird auf rund 35 Millionen Euro beziffert.
Verhaftet wurden 44 Personen, in der Anklageschrift sind 96 Personen aufgelistet, darunter ist auch eine 37-jährige Sportlerin im Bodenturnen, die sich 2004 und 2008 auch an den Olympischen Spielen in Athen und Peking beteiligt hatte. Sie bestreitet bisher sämtliche Vorwürfe. Die Rechtsanwälte der Beteiligten erklären, dass man allein auf der Basis abgehörter Telefongespräche noch lange keinen kriminellen Ring nachweisen könne.

Betrügereien per Telefon
Nachgewiesen werden konnte allerdings, dass dieser kriminelle Ring eine Telefonzentrale mit etwa 40 Mitarbeitern in der Ortschaft Zevgolatio bei Korinth auf der Peloponnes betrieben hatte. Der zentrale Operationspunkt der Bande lag demnach in Zevgolatio, während zusätzliche operative Stützpunkte bei Athen in Agia Varvara, Ano Liossia und Zephyri bestanden. Ihre Aktivitäten sollen den Erkenntnissen der Ermittler zufolge landesweit durchgeführt worden sein.
Die Mitglieder der Organisation hatten sich manchmal als Polizisten, manchmal als Buchhalter und in einigen Fällen auch als Angestellte der Stromgesellschaft DEI ausgegeben. Mit verschiedenen Tricks hatten sie versucht, ihre Opfer zu überzeugen, dass diese entweder Geld von ihrem Bankkonto auf ein Konto der Bande überweisen müssten oder ihnen Wertgegenstände oder Bargeld zu übergeben.
Zuweilen hatten die Mitglieder der Organisation auch angegeben, Pkw zu besonders günstigen Preisen verkaufen zu wollen. Von den künftigen Opfern verlangten sie in diesen Fällen Anzahlungen. Nachdem die Zahlungen geleistet wurden, erfanden sie entweder Vorwände, um die Fahrzeuge nicht zu übergeben oder verschwanden spurlos.

Großer Operationsumfang
Beobachter berichten, dass sich der Gesundheitszustand vieler der Geschädigten nach den betrügerischen Taten der Bande bedenklich verschlechtert habe. Einige der Opfer sollen Herz- oder Panikattacken erlitten haben.
Als Beispiel wurde genannt, dass die Täter von einer einzigen Person in einem Athener Vorort 800.000 Euro erbeuten konnten. Einige der Opfer hätten demnach offenbar aus Scham oder Angst vor sozialer Stigmatisierung den Vorfall nicht bei der Polizei gemeldet. Daher geht man davon aus, dass die tatsächliche Zahl der begangenen Betrugsfälle um ein Vielfaches höher liegt.
Die Ordnungshüter haben u. a. 38.564 Euro, 279,9 Gramm Cannabis, 2,57 Gramm Kokain, 23 Computer, 116 Mobiltelefone, zwei Schusswaffen, sieben Messer, drei Schlagstöcke und zwei Schlagringe in von der Bande benutzten Räumlichkeiten sichergestellt.
Die Razzia der Polizei wurde am Donnerstag voriger Woche (13.11.) zeitgleich in den Regionen Attika und Korinth durchgeführt; mindestens 400 Beamte waren daran beteiligt. Den Beschuldigten werden u. a. Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Betrug, Computerbetrug, schwere Diebstähle, Urkundenfälschung, Amtsanmaßung, Geldwäsche, Verstöße gegen das Waffengesetz, Betrug des Staates, Raub, häusliche Gewalt sowie Besitz von Reisedokumenten Dritter vorgeworfen.
Kennzeichnend für die Aktivitäten der kriminellen Organisation waren ihr Umfang, ihre Organisationstärke und ihre Anpassungsfähigkeit, erklärten Ermittler. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

 

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