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Die Geburtsinsel des Gottes Apollon war allen Griechen heilig

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Berühmt auf Delos ist die Löwenterrasse Berühmt auf Delos ist die Löwenterrasse

Nicht nur eine, gleich drei Inseln in griechischen Gewässern können sich mit dem Attribut „heilig“ schmücken. Sie umspannen dabei die Jahrtausende. Delos gilt als Götterinsel der Alten, Patmos steht für das Mittelalter, Tinos für die Neuzeit. Wir beginnen mit Delos.

Delos – Heilige Inseln, Teil 1

Auf Delos fängt die Geschichte schon in prähistorischer Zeit an, in der Mythologie und zwar an höchster Stelle. Obwohl die Zwölferrunde der olympischen Götter noch nicht vollzählig war, herrschte Zeus bereits, der Vater aller Götter und aller Menschen. Er war als Schwerenöter bekannt. Eine seiner Eroberungen war die schöne Leto. Als sie von ihm schwanger wurde, bekam Hera, die Göttermutter, Wind davon. Sie verbat allen Städten und Stämmen, allen Inseln und Regionen, der fliehenden Leto Asyl für ihre schwere Stunde zu gewähren. Und die Inseln und Stadtstaaten hielten sich daran. So sehr fürchteten sie den Zorn Heras.

Ein Gott „verankerte“ Delos 

Nur ein kleines Eiland, so klein und unbedeutend, dass es nicht einmal am Meeresboden befestigt war, wusste nichts von dem Verbot. Das Inselchen nahm die Hochschwangere auf. Die schwimmende Insel war Delos, Klein-Delos, wie es im Altertum im Gegensatz zu Groß-Delos, heute Rhenia, hieß. Leto gebar Zwillinge, den Gott Apollon und seine Schwester Artemis, die Göttin der Jagd. Apollon hielt sich nicht mit dem Säuglingsalter auf. Er war sofort ein Gott und befestigte die Insel am Meeresboden inmitten der Ägäis, machte sie zu seiner Insel, zum geistigen Zentrum der Kykladen. Ihm waren die wichtigsten Tempel geweiht. Aber auch Artemis oder Poseidon wurden mit Tempeln geehrt. Ebenso Leto, die später als Latona von den Römern sogar zur Göttin erhoben wurde. Allen griechischen Stämmen und Städten galt Delos als Heiligtum. Sie brachten Weihegeschenke, unterhielten Botschaften. Das delische Orakel war fast so berühmt wie das von Delphi. Wer es sich leisten konnte, befragte womöglich beide. Eine Antwort würde schon passen.

Verbot für Geburten und Tod

Als um das Jahr 500 v. Chr. die Gefahr aus dem Osten immer bedrohlicher wurde, schlossen sich die sonst häufig zerstrittenen Griechen zusammen. Sie schlugen die Perser trotz deren erdrückender Übermacht in zwei Schlachten, die die Geschichte des Abendlandes mit bestimmten, 490 bei Marathon, 480 vor Salamis. In die Kasse des attisch-delischen Seebundes mussten alle Griechen einzahlen, weil mit weiteren feindlichen Attacken zu rechnen war. Die Kasse wurde auf Delos verwaltet. Auch die Bundesversammlungen fanden hier statt. Allerdings verschaffte sich Athen bei diesen Treffen immer mehr Einfluss, so dass die Bundeskasse schließlich nach  Athen transferiert wurde. Als die Perser ausblieben, finanzierte Perikles den Wiederaufbau der von den Feinden zerstörten Tempel auf der Athener Akropolis mit einem Griff in die Kasse aller Griechen. 
Zweimal verordnete Athen kultische Reinigungen auf Delos. Die Toten wurden nach Rhenia umgebettet, das nur 500 Meter entfernt liegt. Später waren auch Geburten auf Delos untersagt. Schwerkranke, Sterbende oder Schwangere wurden nach Rhenia gebracht. Bis heute wundert sich mancher, dass in archäologischen Museen derart viele Schätze von der unbewohnten Insel Rhenia kommen. Es sind die delischen Grabbeigaben. 

Kaufleute leisteten sich Luxusvillen small

Kaufleute leisteten sich Luxusvillen

Boote von Nachbarinseln

Die zentrale Lage hatte aus der nur dreieinhalb Quadratkilometer großen Insel bald auch ein Handelszentrum gemacht. Das verstärkte sich, als die Römer kamen. Delos wurde zu einer Drehscheibe zwischen Nordafrika, Vorderasien und Europa. Ein wichtiges „Handelsgut“ waren übrigens Sklaven; Heiligkeit hin, Heiligkeit her! An manchen Tagen sollen Tausende den Besitzer gewechselt haben. Nach dem Zusammenbruch Westroms gehörte Delos zu Byzanz, war jedoch in politisch wirren Zeiten den Überfällen von Räubern und Sarazenen schutzlos ausgeliefert. Die Bewohner wurden versklavt, umgebracht oder flohen. Die Insel starb aus. Versuche, sie in frühchristlicher Zeit wiederzubeleben, schlugen fehl. Unbewohnt ist Delos bis heute. Lediglich Archäologen und Museumswärter leben in der Saison hier. Auch auf Rhenia wohnt niemand. Gelegentlich legen hier Fischer an. Von Zeit zu Zeit werden Schafe zum Weiden nach Rhenia gebracht. Die gesamte Insel Delos ist ein einziges Freilichtmuseum. 
Französische Archäologen haben seit 1873 manches ausgegraben, identifiziert, beschriftet, museumsgerecht hergerichtet. Da das Gelände größer ist als das im alten Olympia oder in Delphi, kann man leicht mehrere Tage damit verbringen, die einzelnen Bereiche – Theaterviertel, Marktplätze, heilige Orte, das Museum, den 113 Meter hohen Berg Kynthos – zu erkunden. 
Wer Delos besuchen will, quartiert sich am besten auf Mykonos ein. Auch in der Vor- und Nachsaison starten täglich mehrmals Boote von Mykonos nach Delos. Beim Landesteg steht das Kassenhäuschen, bei dem man die Insel-Eintrittskarte löst. EU-Bürger im Rentenalter sollten einen Ausweis mitnehmen; es wird dann billiger. Aber nicht nur von Mykonos, auch von anderen Kykladeninseln, zum Beispiel von Naxos oder Paros, werden Ausflüge nach Delos angeboten. Kreuzfahrtschiffe entladen ihre Gäste mit eigenen Tenderbooten.

Nach Delos reist man am besten via Mykonos small

Nach Delos reist man am besten via Mykonos

Tempel und Märkte beherrschten vor 2000 Jahren das Bild auf Delos small

Tempel und Märkte beherrschten vor 2000 Jahren das Bild auf der Insel

Im nächsten Teil lesen Sie über die Insel Patmos.

Text und Fotos Konrad Dittrich


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