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Große Schau des Volksmalers Theofilos in der Theocharakis-Stiftung

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Foto (© thf.gr): „Erotokritos und Aretousa“ nach dem Versepos von Vitsentzos Kornaros. Foto (© thf.gr): „Erotokritos und Aretousa“ nach dem Versepos von Vitsentzos Kornaros.

In der Athener Theocharakis-Stiftung ist momentan eine große Ausstellung mit Werken des naiven Malers Theofilos (um 1870 bis 1934) zu sehen.



Insgesamt 96 Bilder zeigt die Schau „Theofilos. Der Evzone der Malerei“ in der Athener Theocharakis-Stiftung bis zum Februar. Sie stammen aus zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter der Nationalpinakothek, der Athener Kunsthochschule, des griechischen Parlaments und des Makedonischen Museums für Moderne Kunst in Thessaloniki. Allein 42 Meisterwerke dieses eigenwilligen Genies der griechischen Volksmalerei stammen aus dem Theofilos-Museum in seinem Geburtsort Varia auf der Insel Lesbos, das der ebenfalls von dort stammende Pariser Kunstkritiker, Verleger und Sammler Tériade 1964 gegründet hatte.

Entdeckung und Ruhm

Tériade (Stratis Elftheriadis; 1897 bis 1983), eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Pariser Kunstleben der Dreißigerjahre, gilt als „Entdecker“ von Theofilos und begründete seinen Ruhm nachhaltig. Ohne ihn wäre das eigenwillige Werk des Autodidakten vermutlich weitgehend verloren gegangen. Theofilos Chatzimichail, wie er mit vollem Namen hieß, wuchs als Sohn eines Schusters in ärmlichen Verhältnissen auf Lesbos auf, das damals noch türkisch war. Die Malerei erlernte er bei seinem Großvater, einem Ikonenmaler. Mit 18 Jahren ging Theofilos in die nahe Hafenstadt Smyrna, ein Zentrum des spätosmanischen Griechentums, und wurde Pförtner beim griechischen Konsulat. 1897 ließ er sich in Volos in Thessalien nieder und lebte dort und auf der Pilion-Halbinsel von Wandmalereien, die er in Geschäften anfertigte und die teilweise noch erhalten sind.Der glühende Patriot, der auch privat die griechische Nationaltracht mit der Fustanella trug, galt als Kauz und war oft die Zielschiebe von Spötteleien seiner Zeitgenossen, sodass er schließlich 1927 nach Lesbos zurückkehrte, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Auf Theofilos’ Schrulle, aber auch seinen Patriotismus, spielt auch der Titel der jetzigen Ausstellung „Theofilos, der Evzone der Malerei“ an – die Evzonen sind die Männer der griechischen Präsidialgarde mit ihren malerischen Uniformen. Sie ist der Beitrag der Theocharakis-Stiftung zu den Zweihundertjahrfeiern des griechischen Aufstandes von 1821.

Tradition eines Volkes

Das Werk von Theofilos behandelt auf einzigartige Weise antike Mythen, historische Ereignisse und zeitgenössische Themen Griechenlands, von der Ilias über das kretische Renaissanceepos Erotokritos und die Helden des griechischen Freiheitskampfes bis hin zu Alltagszenen und Tagesaktuellem wie dem berüchtigten Räuberhauptmann Davelis. Die Malerei ist rein volkstümlich, nicht unähnlich dem Schattentheater Karagiozis, mit klaren Flächen und möglichst reinen Farben. Oft begleiten schriftliche Erläuterungen die Bilder. „Theofilos ist die Tradition eines Landes und eines Volkes“, schreibt der Kurator der Ausstellung, Takis Mavrotas, im Katalog. „Seine brennende Liebe zu Griechenland führte ihn zu einem unschuldigen Ausdruck seiner visionären Welt.“ Die Ausstellung dauert bis zum 3. Februar 2022 (Vassilissis Sofias & Merlin, Syntagma; täglich 10-18 Uhr; www.thf.gr). (GZak)

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