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Von den Flammen gejagt – die letzten Stunden in Mati Tagesthema

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Luftaufnahmen (© Eurokinissi) aus Mati Luftaufnahmen (© Eurokinissi) aus Mati

Der Badeort Mati in Ostattika glich am Montagabend einem Inferno. Augenzeugen berichten, dass die Flammen mit einer sehr hohen Geschwindigkeit – die Rede war von bis zu 70 Stundenkilometern – vom naheliegenden Gebirge in Richtung Meer vorgedrungen seien. Zeit für nüchterne Überlegungen habe es dabei kaum gegeben. Auch die Feuerwehr konnte Evakuierungspläne nicht in die Tat umsetzen. Viele Menschen sind in ihren Pkw, die im Verkehrsstau stecken geblieben und regelrecht von den Flammen gejagt worden sind, ums Leben gekommen. Auf den engen Gassen Richtung Meer ereigneten sich in der Hektik auch Verkehrsumfälle: Ein Fahrer etwa prallte auf eine Betonmauer und wurde über das Lenkrad durch die Frontscheibe geschleudert. Er war tot, bevor ihn die Flammen ereilten.



Berichte von Augenzeugen
Doch es gibt noch viele andere tragische Schicksale. So ein dreizehnjähriges Mädchen, das vor den Flammen auf der Flucht gewesen ist. Es ist einen Hang hinunter gesprungen; dabei fand es sofort den Tod. Augenzeugen berichten, dass ihre Kleidung bereits Feuer gefangen hatte; gesprungen sei sie wohl in der Hoffnung, ins Meer zu stürzen, doch unter ihr waren nur scharfe Felsen. Die Leichen ihres Vaters und Bruders seien später neben ihrem Pkw gefunden worden, so Augenzeugen.
Andere berichten vom Vater zweier neunjähriger Zwillinge. Diese waren gemeinsam mit den Großeltern im Ferienhaus auf Urlaub. Von den beiden Mädchen fehlt seither jede Spur. Angeblich soll der Vater seine beiden Töchter auf einem Video im Fernsehen wiedererkannt haben. Der Kapitän eines Rettungsbootes kann sich sogar an die beiden Mädchen erinnern, er sei sich damals jedoch sicher gewesen, dass diese mit ihren Eltern aus dem Meer geborgen worden seien. Die beiden Zwillinge gelten seither als vermisst.
Besonders geschockt ist die Öffentlichkeit auch wegen des Todes einer Gruppe von 25 Menschen. Sie wurden gemeinsam auf einem Feld ein Opfer der Flammen. Vor ihnen war lediglich ein steiler Abhang, der sie vom rettenden Meer trennte. Mitarbeiter der Rettungskräfte beschreiben, dass sie die verkohlten Leichen von Müttern fanden, die kurz vor dem Tod noch schützend ihre Kinder umarmt hatten.  

Suche nach Vermissten
Überlebende beschreiben, dass die Lage in der Brandregion nicht nur durch Flammen, sondern auch durch Rauchentwicklung und die stürmischen Winde extrem schwierig war. Menschen, die im Meer Rettung gesucht und gefunden hatten, seien anschließend von der starken Strömung und den Wellen fortgerissen worden. Die Rettungskräfte suchen auch am Mittwoch noch nach Überlebenden oder Leichen an der Küste vor Mati in der Ägäis. Die Suche erstreckt sich bis hinüber an die Küste der Insel Euböa, die sich ca. 17 Kilometer nordöstlich des Unglücksortes erstreckt.
Unterdessen konnte die genaue Anzahl der Vermissten auch am Mittwoch nicht geklärt werden. Die Rede ist von etwa 100 Personen; diese Zahl wurde jedoch offiziell nicht bestätigt. Es wird darauf hingewiesen, dass die Vermissten bei der Feuerwehr unter der Nummer 199 gemeldete werden müssten: Keine andere Behörde sei dafür zuständig. Die Zahl der offiziellen Todesopfer beläuft sich derzeit auf 81.

Elisa Hübel

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