Login RSS

Vom Zauber des Komboloi

  • geschrieben von 
Fotos © Griechenland Zeitung / Jan Hübel Fotos © Griechenland Zeitung / Jan Hübel

„Was bin ich? In Griechenland hat ein jeder mich bereits gesehen, ein jeder hat mich bereits gehört! Ich bin aus Perlen gefertigt. Sie sind aus Glas, Holz, Metall, Kunststoff oder aus Halbedelsteinen, wie beispielsweise Türkis, Bernstein, Tigerauge. Richtig, ich bin das Komboloi, die griechische Perlenkette!“


Hierzulande ist das Komboloi überall anzutreffen, in den Händen älterer Männer und in denen der jüngeren Generationen. Ursprünglich stammt die Perlenkette aus dem Orient, über Indien und Persien gelangte sie mit den Türken nach Griechenland. Gläubigen Muslimen dient sie als Gebetskette, wobei das im Rundlauf jeweils dreimalige Berühren einer jeden der 33 Perlen mit dem Preisen Allahs und seiner 99 Namen einhergeht.
„Worry beads“ heißt das Komboloi etwas unglückselig in der englischen Sprache, was darauf hinzuweisen scheint, dass man sich der Perlenkette ausnahmslos in schwierigen Situationen bedient. Um Stress abzubauen, um sich zu beruhigen. Erst in Griechenland entwickelt sich das Komboloi zu einer Spielkette mit einer weniger negativ belasteten Ethymologie. „Kombos“ heißt Knoten – darauf verweisend, dass die Perlen auf Schnüren aneinandergereiht sind.
Es ist wohl auch eine Temperamentssache: Manche wirbeln die Kette rasend schnell herum, andere lassen die Perlen gemächlich durch ihre Finger gleiten. Obwohl das Komboloi in Griechenland keinerlei religiöse Bedeutung mehr hat, steckt eine weitaus größere Symbolik als die eines bloßen Zeitvertreibs und Fingerspiels in ihr. Beim steten Gleiten der „kombos“ durch die Finger stellen sich mancherlei Assoziationen ein. Auch kann es den Komboloi-Spielenden in einen leicht tranceartigen Zustand versetzen, die Perlenkette wird so zum Meditationsmittel. Zudem ist das Komboloi ein nicht zu unterschätzendes persönliches Kleinod aus der Männerwelt. Viele Griechen tragen ihr Komboloi Jahrzehnte oder gar ein Leben lang mit sich herum. Es wird zu ihrem Talisman, zu einem Glückssymbol. Ein Zauber geht vom Gefühl der glatten Steine zwischen den Fingern aus, eine Faszination vom Klang der aufeinander fallenden Perlen. Stunden können während des kreisenden Perlenspiels verrinnen, während denen sich schon mal die philosophische Erkenntnis in die Gedanken einschleicht, dass Allem die Ahnung vom Unendlichen, vom immer Wiederkehrenden innewohnt. In Griechenland ist das Komboloi zum Ausdruck einer Lebenseinstellung geworden. Das Klicken der Steine zur Hintergrundmusik des griechischen Alltaglebens. Linda Graf

Übrigens: HIER geht es zu unserer Bildstrecke „Kompoloi: Eine Frage nach dem Klang des Lebens“

Nach oben

 Warenkorb