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Selbstdarstellung eines antiken Sponsors

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Foto (© GZjr): Das Lysikrates-Monument in Athen. Foto (© GZjr): Das Lysikrates-Monument in Athen.

An einem kleinen, stets von umtriebigem Leben erfüllten Platz in der Athener Plaka steht das Lysikrates-Monument, eines der reizvollsten Denkmäler, die uns aus der griechischen Antike erhalten sind. Auf einem hohen Sockel erhebt sich ein marmorner Rundbau korinthischer Ordnung, dessen Säulenzwischenräume durch Platten verschlossen sind. Nur einer von ihnen war in der Antike offen, möglicherweise um den Blick auf eine Statue im Inneren freizugeben.

Eine Inschrift am Architrav nennt den Erbauer, der Fries zeigt Dionysos, wie er Piraten in Delphine verwandelt. Das Dach des Baus wird von einem Aufsatz aus Akanthusblättern bekrönt. Bei dem Denkmal, das 335/34 v. Chr. von einem gewissen Lysikrates errichtet wurde, handelt es sich letztlich um nichts anderes als die überdimensionierte Basis für einen Siegespreis, der weithin sichtbar auf dem Dachaufsatz stand. Bei den alljährlichen Wettbewerben zu Ehren des Dionysos hatte Lysikrates als Chorege, als „Sponsor“, nämlich einen siegreichen Chor organisatorisch und finanziell ausgestattet. Nach geltender Regel stand ihm damit die offizielle Auszeichnung für den Erfolg zu: ein als Luxusgut seit alters hochgeschätzter, vergoldeter Dreifuß (ein Kessel auf drei Beinen), den er auch prestigeträchtig in der Öffentlichkeit zur Schau stellen durfte. Diese Gelegenheit zur Selbstdarstellung ließ Lysikrates sich nicht entgehen und präsentierte seine Trophäe hoch oben auf dem Rundbau. Dieser stand zusammen mit anderen solcher Siegespreise an der eigens für diesen Zweck vorgesehenen Tripoden-(Dreifuß-) Straße, die unterhalb des Akropolisfelsens verlief und im Ruf steht, eine der prachtvollsten Straßen des Altertums gewesen zu sein.

Jens Rohmann

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