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Oberst Ljapkin - Ein russischer Flüchtling in Griechenland

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Oberst Ljapkin - Ein russischer Flüchtling in Griechenland

Malitzin zog es vor, sich feige in seinem Haus zu verstecken und die Frau der Wut der ordinären Masse zu überlassen. Und die Erniedrigung der Ehebrecherin ging auf abscheulich barbarische Art weiter, begleitet von den Verhöhnungen der feigen Menge. Nachdem sie sie beschimpft, bespuckt und geschlagen hatten, begannen die Huren, sie auszuziehen.

Eine Hand packte das elegante Hütchen und warf es auf die Dachschindeln des Nebenhauses. Das Kleid wurde in tausend Stücke zerrissen; der Unterrock wurde im Triumph über den Köpfen der Horde geschwenkt. Der Büstenhalter wurde zur Trophäe an der Spitze eines Stocks. Der Schlüpfer schließlich wurde in hundert Stücke zerfetzt; ebenso viele Hände rissen sie an sich als Souvenir. Die Huren schrien wie verrückt; Fräulein Angeliki hatte Krämpfe hochgradiger Hysterie; die vertierten Männer waren in Hitze geraten und betrachteten mit glanzlosen Augen die wunderschöne, splitternackte Frau, die unbewegt und leblos ihren Körper dem optischen Orgasmus der Masse hingab. Diese Szene, die sich in Larissa abspielte, hätte sich auch in jedem anderen Teil der Welt abspielen können. Die Menge ist überall feige und unmenschlich. Die Huren haben den gleichen hysterischen Stil in Paris, in Peking und Khartoum. Wir sollten also nicht Larissa die Verantwortung für diese unschöne Vorstellung geben. Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein ... Und doch: Die Christen, die dieses Schauspiel verfolgten, warfen den Stein, den Christus nicht werfen wollte. Das Untier Masse erwachte; ein wenig Blut war die unerlässliche Nachspeise des sadistischen Schmauses. Die ersten Steine, noch mutlos geschleudert, ließen den jungen und begehrenswerten Körper der Ehebrecherin blau werden. Jetzt suchten die Hände im Mordfieber neue Geschosse auf dem Boden, kühnere. An der Schläfe getroffen, wankte die Frau. Ein purpurnes Rinnsal lief über ihre Wange und befleckte sie. Die Masse jauchzt nicht mehr; wenn sie tötet, wird sie stumm ...

Auszug aus dem Roman „Oberst Ljapkin“ von M. Karagatsis

 

 

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