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Wider den Gräberluxus

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Foto (© GZjr): Auf den antiken Friedhöfen waren Säulchen („Kioniskoi“) als Schmuck erlaubt. Foto (© GZjr): Auf den antiken Friedhöfen waren Säulchen („Kioniskoi“) als Schmuck erlaubt.

In der griechischen Antike nutzten gerade begüterte Familien die letzte Ruhestätte ihrer Angehörigen nicht selten als Ort repräsentativer Selbstdarstellung. Indem sie die Gräber mit besonderem Aufwand ausstatteten, konnten sie nicht nur den Verstorbenen selbst über den Tod hinaus ein ehrendes Andenken sichern, sondern auch den eigenen Familienverband und dessen sozialen Status vor einer breiten Öffentlichkeit ins rechte Licht rücken.

Der ohnehin nicht unerhebliche gesellschaftliche Konkurrenzkampf wurde so auch auf die Friedhöfe getragen und führte dort bisweilen zu einer ungeheuren, nahezu ungebremsten Prachtentfaltung. Zwar hat uns diese Entwicklung einige der herausragenden Werke der griechischen Kunstgeschichte beschert, bei den Zeitgenossen aber stieß sie durchaus auch auf Kritik. Gerade in Athen wurden die Stimmen derer immer lauter, die entsprechende Auswüchse ablehnten, und bereits im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. wandte sich der große attische Politiker Solon gegen allzu großen Aufwand bei den Bestattungsriten und im Grabkult. Einen tiefen Einschnitt markiert dann ein Gesetz, das Demetrios von Phaleron 317 oder 307 v. Chr. gegen den Grabluxus erließ. Mit ihm kam auch die Produktion jener großartigen Grabreliefs zum Erliegen, deren Darstellungen mit ihrer geradezu intim anmutenden, oft familiären Atmosphäre noch heute einen so tiefen Eindruck auf den Betrachter ausüben. Fortan waren als Grabmale neben einfachen, an Sarkophage erinnernde Marmorblöcken („Trapezai“) allein noch kleine Säulchen („Kioniskoi“) erlaubt, wie sie am athenischen Kerameikos in großer Zahl auf uns gekommen sind. Ihre Beschriftungen gaben Auskunft über Namen und Herkunft der Verstorbenen. Und mit kleinen, eher unscheinbaren Salbfläschchen („Unguentaria“) waren fortan auch die Beigaben, die den Toten mit ins Grab gelegt wurden, deutlich bescheidener. Die Maßnahmen des Demetrios wirkten sich auch auf die Zukunft nachhaltig aus, und so sind uns Kioniskoi noch aus der Spätantike erhalten. (Griechenland Zeitung / Jens Rohmann)

 

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