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Nach Athen brauchen keine Eulen getragen zu werden

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Nach Athen brauchen keine Eulen getragen zu werden

So unsinnig es nach englischem Sprachgebrauch ist, Kohlen nach Newcastle zu bringen („Carry Coals to Newcastle“) – einfach weil sie dort früher in Hülle und Fülle vorhanden waren –, so überflüssig wäre es im Deutschen, „Eulen nach Athen zu tragen“.


In der Antike waren die Tiere nämlich keine Seltenheit in der Stadt, sondern fanden sich seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. beispielsweise als standardmäßiges Bildmotiv auf athenischen Münzen. Und so spielte offensichtlich mit Blick auf den Geldumlauf bereits der Komödiendichter Aristophanes im 5. Jahrhundert v. Chr. auf das häufige Vorkommen der Eule in Athen an. Noch heute wird ihr Bild auf die Rückseite der griechischen Ein-Euro-Münze geprägt. Eulen, genauer die Art des Steinkauzes, waren im antiken Athen aber nicht nur als Münzbilder, sondern tatsächlich auch ganz real als lebende Geschöpfe verbreitet. Gerade am Felsen der Akropolis mit seinen zahlreich vorhandenen Spalten und Höhlen trafen sie auf gute Lebensbedingungen, und so mauserte sich die Eule schließlich sogar zum heiligen Vogel der Athena. Als solcher wurde sie auch oft dargestellt. In ihren großen Augen glaubten die Bewohner der Stadt gar, den Blick ihrer Schutzgöttin selbst zu erkennen. „Eulenäugig“ (γλαυκῶπις) war schließlich auch einer der Beinamen der Athena. Wie die Göttin selbst standen die Tiere im Ruf, besonders klug und weise zu sein. Dieser haftete ihnen vor allem deshalb an, weil sie des Nachts, wenn die Wahrnehmung anderer Lebewesen eher eingeschränkt war, sehen und jagen konnten. Im Flug galt die Eule in der Antike als Verkünder bevorstehenden Glücks, saß sie jedoch ruhig da oder schrie, deutete das auf kommendes Ungemach hin. Wir hören aber auch von einem therapeutischen Nutzen der Vögel. So empfahl Plinius der Ältere den Verzehr ihres Gehirns bei Kopfschmerzen und Angina, gegen Entzündungen der Ohren sollten ihr Gehirn oder die Leber mit Öl in das Hörorgan eingeträufelt werden. (Griechenland Zeitung / Jens Rohmann)

Im Buch aus dem Verlag der Griechenland Zeitung „Spaziergang durch das alte Athen“ kommt dieses „Fabeltier“ in einem Gedicht des Philhellenen Adolf Elissen zu Ehren:

In Schutt und Asche lag Minervens Stadt,
Und weinend sah die Göttin auf die Trümmer,
und mächtlich scholl der Eule Klaggewimmer,
vertrocknet war des Ölbaums heil’ges Blatt.

 

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