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Rund ums Feuer der Hestia

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Archivfoto (© Eurokinissi) Archivfoto (© Eurokinissi)

Bereits in der Antike hat sich vielerlei ums Feuer gedreht. Als Fürsprecher für die von ihm erschaffene Menschheit hat Prometheus sich dem Obergott Zeus widersetzt und das Feuer für uns gestohlen. Der vom Chef der Olympier zum Gott des Feuers Auserkorene war Hephaistos. In seinen Aufgabenbereich fallen, nebst dem Feuer, auch Vulkane und die Schmiedekunst.

Allerdings erweist sich seine Macht über das Feuer in menschlichen Sphären als zweischneidiges Schwert. Hephaistos fertigt nämlich nicht nur sämtliche Waffen für die Götter an, sondern zudem die Büchse der Pandora, aus der Krankheit und Leid über die Menschheit kommen. Von der Antike bis zum heutigen Tag zeigt sich das Feuer den Menschen mal von seiner feindlichen, mal von seiner freundlichen Seite. Während das feindlich gesinnte Feuer Waldbrände auslöst und Behausungen zerstört, ist es zur Winterzeit ein Quell für Wärme und Gemütlichkeit – was wohl eher auf die gütig gesinnte Hestia, die Göttin des Herdfeuers, zurückzuführen ist. In der Antike pflegte der Herd sich in der Mitte des Hauptraums zu befinden, um den herum die Familienmitglieder alle häuslichen Tätigkeiten verrichteten. Zudem bot er Schutzsuchenden Asyl und war der Wohnbereich, in dem Kulte verrichtet wurden: Hier wurden etwa Schwüre geleistet oder beim Amphidromia-Fest Neugeborene in die Hausgemeinschaft aufgenommen. Auch heutzutage bleibt die Feuerstelle, insbesonders an kalten oder feuchten Wintertagen, ein unverzichtbares Element in jedem gut geführten, gemütlichen Haushalt. In allen Häusern am Ionischen Meer ist jetzt eine σόμπα, ein Ofen, oder ein τζάκι, ein Kamin, im Einsatz. Aufgrund der Kosten sind mit Holz betriebene Öfen oder Kamine auch in vielen Wohnungen vorzufinden. Das Holz haben hiesige Einwohner am Ionischen Meer nach der Olivenernte und dem Zurückschneiden ihrer Olivenbäume zur Genüge vorrätig. Bisweilen rechtfertigt der Zweck die Mittel, wenn ein Holzofen mitten im Kafenion aufgestellt und daran ein möglichst langes Ofenrohr angebracht wird. Zum Rauchabzug wird dabei auch schon mal ein Loch in die Wand geschlagen, oder das Ende des Ofenrohrs wird durch eine herausgebrochenen Scheibe in der Fensterteilung nach draußen verlegt. In Lambros’ Haus quoll vor Kurzem der Rauch aus den Fugen des Ofenfensters ins Zimmer. Maria hatte einen Kaminbrand, was im Dorf für viel Geschrei sorgte. Der Nachbar löschte den Brand zwar schnell, drängte aber darauf, dass sie das Ofenrohr nach dem Winter reinigen lassen müsse. Über dem Kaminfeuer lässt es sich im Gusseisentopf gut kochen. Meine Nachbarin Joanna röstet die Pitas für ihre Tochter im Handgrill über den Kohlen, ich experimentiere mit Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln und Fisch, die ich in Alufolie gewickelt in der Glut zubereite. Und ein Spruch, der wirklich nie ausbleibt, wenn man zur Winterzeit in der Nähe eines Feuers beisammensitzt, lautet, dass ein Feuerchen im Haus παρέα ist, eine gute Gesellschaft, ein Freund. (Griechenland Zeitung / Linda Graf)

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