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Griechische Landschildkröten on tour

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Archivfoto (© Eurokinissi) Archivfoto (© Eurokinissi)

Von einem Tag auf den anderen zeigen sie sich wieder, für eine begrenzte Zeit. Denn für die Griechischen Landschildkröten darf es nicht kalt, darf es aber auch keineswegs zu heiß sein! An einem Vormittag zähle ich sieben Landschildkröten im Garten. Nach der Winterstarre kommen die Griechischen Landschildkröten aus ihren Behausungen hervor, aus steinigen Verschlägen oder aus der Erde, in die sie sich eingruben.

Die wechselwarmen Reptilien können ihre Körperwärme nicht selbst erzeugen und benötigen jetzt sonnige Plätze, um ihren Stoffwechsel auf Touren zu bringen. Ihre Hauptaktivitätsphase ist zu Beginn der Sommerzeit, wo ich sie ausnahmslos in den warmen Vormittagsstunden antreffe. Die Landschildkröten sind größtenteils herbivor, also pflanzenfressend, essen aber auch Wirbellose – wie kleine Schnecken – und sind bei der Verdauung auf die Zufuhr von Sonnenenergie angewiesen. Daher finde ich sie meist reglos verharrend beim Sonnenbaden vor, mit vorgestrecktem Köpfchen der lebenswichtigen ηλιοθεραπεία (iliotherapía; in etwa: Sonnenbad) frönend. Bei den für sie lebensbedrohlich heißen Temperaturen um 40 Grad ziehen sie sich in kühlere Verstecke zurück oder vergraben sich wieder in der Erde. Winters kommt der Stoffwechsel der wechselwarmen Reptilien zum Erliegen, Atmung und Herzfrequenz sind nun stark herabgesetzt. Hier im Gebirge am Ionischen Meer lebt die endemische Landschildkröte, sie bevorzugt bergiges, naturbelassenes Gebiet, und ich bin immer wieder davon beindruckt, wie entschlossen und kundig sie Kräuter oder sogenanntes Unkraut verschlingt und sich zur nächsten Nahrungsquelle aufmacht. Denn die freilebenden Landschildkröten halten sich selten an einem Standort auf, sondern wandern zielstrebig weiter; zu einem Feigenbaum oder Gemüsebeet. Und können dabei täglich, je nach dem, was sich in ihrem Revier findet, von 80 bis zu 400 Metern zurücklegen. Bei hiesigen Bauern und Kleingärtnern ist sie ein eher unwillkommener Gast, der Salate auffrisst und Stauden am Stängel abbeißt, um an die Tomaten zu kommen. Bei mir sind sie Gäste, denen ich Gurken-, Tomaten- und Obststücke vor den Panzer lege, die sie schmatzend verschlingen. Nicht nur die Meeresschildkröten, auch die Griechischen Landschildkröten sind aufgrund der zunehmenden Infrastruktur und Zerstörung ihrer Lebensräume inzwischen stark gefährdet. Sie benötigen unseren Schutz, was ich hier vor Ort besonders beim Überqueren der Straßen beobachte. Bei Lärm und beim Geräusch von Motoren ziehen sie sich mitten auf Verkehrswegen in ihren Panzer zurück, weshalb ich es mir zur strikten Gewohnheit gemacht habe, bei jeder Landschildkröte anzuhalten. Notfalls fahre ich zurück, um sie im dem von ihr gezielt angesteuerten Lebensraum in Sicherheit zu bringen. Die Griechische Landschildkröte wird bis zu 25 Zentimeter lang, die Kleintiere, die ich im Freien entdecke, haben die Größe von Streichholzschachteln. Die Griechische Landschildkröte ist eine von drei im Mittelmeerraum beheimateten Landschildkrötenarten. Die Panzerzeichnung bzw. Fleckung ist ihr Artenmerkmal und individuell, wobei die Quadrate an ein Brettspielmuster erinnern. Die Jungtiere schlüpfen bereits mit ihrer eigenen kontrastreichen Panzerzeichnung aus dem Ei. Dass es sich um ältere Schildkröten handelt – falls unbedroht, können sie bis zu 100 Jahren alt werden –, erkennt man an der verwaschenen Zeichnung und Färbung ihres Panzers. Bei den Jüngeren sind die Farben des Panzers von einem intensiven Gelb bis Oliv, die dunkleren Flecken sind klar umrissen. Kopf und Beine sind beschuppt. Beim Anblick des Panzers und der bedächtigen Fortbewegungsart komme ich nicht umhin, daran zu denken, dass die Schildkröten zu den ältesten Tiergattungen der Erde gehören. Auch geben sie unerwartet laute Geräusche von sich. Beim hartnäckigen Kampf zweier Männchen um ein Weibchen fauchen und zischen sie, rammen sich gegenseitig mit den Panzern und versuchen, ihren Widersacher aufs Kreuz zu legen. Ich habe bereits mehreren, auf diese Weise zum Tode verurteilten Freiern wieder auf die Beine geholfen. Beim hastigen Verschlingen einer Kirschtomate draußen im Garten kriegte eine Schildkröte Schluckauf. Der Knüller aber sind die Paarungsgeräusche, wenn zwei Panzer aufeinander klappern und das Männchen dabei wirklich laut keucht! (Griechenland Zeitung / Linda Graf)

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