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Die Tomaten sind wieder da!

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Archivfoto (© Eurokinissi) Archivfoto (© Eurokinissi)

Ich meine die süßen, geschmacksintensiven, die Tomaten vom Bauernmarkt, die aus Nachbars Garten. Nicht die wässrig schmeckenden aus den winterlichen Gewächshäusern. Ich meine die wahrhaft tomatenroten, nicht die bleichen Tomaten.

Ein Grieche kennt seine Tomate wie ein Franzose seinen Camembert. Im Winter ging ich mit einer Freundin auf den Wochenmarkt, damit sie mich beim Kauf der Tomaten beraten konnte, welche ich für eine herzhafte Soße, welche ich eher für einen Salat kaufen sollte. Evgenia zog mich weg vom Stand mit den pyramidenförmig aufgetürmten, dicken und makellosen Tomaten hin zu einem unauffälligen Stand, wo eine Bäuerin eine kleine Menge an Waren anbot: Kohlköpfe, Brokkoli, Eier und Tomaten. Letztere waren rissig, es gab kleine und größere, die meisten waren versehrt. „Das sind die besten“, sagte Evgenia, und hielt mir eine an die Nase. „Du musst daran riechen! Sie in der Hand abwiegen! Eine gute erkennst du am Duft, und schwer sollte sie sein, was ein Zeichen für ihre Reife ist.“ Jetzt, im Sommer, sind die griechischen Tomaten eine wahrhafte Delikatesse: tiefrot, sie duften aromatisch und sind intensiv im Geschmack. Ob als Rohkost, zu Soße oder zu Suppe verarbeitet, braucht man sie nur mit Salz und Pfeffer abzuschmecken, um sich den perfekten Geschmack einer Tomate auf der Zunge zergehen zu lassen. Und dennoch. Manche Tavernenbesitzer mogeln, wie wir in Erfahrung bringen mussten. Ein Freundin aus Wien ist hier, die ganz verrückt nach dem Bauernsalat ist. Zwischen der χοριάτικη (choriatikí), die sie gestern zu Mittag und gestern Abend in zwei verschiedenen Tavernen gegessen hat, lagen Welten. Der erste Bauernsalat war köstlich, der zweite nahezu geschmackslos. Erstere Taverne ist ein kleines Familienunternehmen, in dem der Besitzer die Tomaten vom Wochenmarkt und jetzt, wo sie rasch gedeihen, aus seinem eigenen Garten bezieht – seine Gurken übrigens auch. Die zweite Taverne ist ein größeres Unternehmen, in dem der Besitzer die Produkte bei Großhändlern einkauft. Der Salat, in einer himmelblauen Schale aus Ton serviert, war richtig schön anzusehen, doch die Tomaten waren geschmacklos. Jetzt im Sommer kommen Bauern mit ihren Pickup-Trucks ins Hafenstädtchen am Ionischen Meer und bieten kistenweise Tomaten an. Des bestmöglichen Geschmacks wegen lohnt es sich, sich bei ihnen mit den knallroten Liebesäpfeln zu versorgen. Sie reifen jetzt in Hülle und Fülle in ihren Gärten und kleinen Treibhäusern heran. (Griechenland Zeitung / Linda Graf)

 

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