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Katzen vor Tavernen und Kafenions

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Ein Katzenleben in Griechenland (Foto: ek/Archiv) Ein Katzenleben in Griechenland (Foto: ek/Archiv)

Die Katzen gehören heutzutage zur griechischen Alltagskulisse wie Zitronenbäume und Frappés. Auf Grundlage von Forschungen und genetischen Untersuchungen wird angenommen, dass die Katzen der Gegenwart von der Falbkatze (Felis silvestris lybica) abstammen, einer aus Nordafrika und dem Nahen Osten gebürtigen Wildkatzenart.

Angelockt vom Geruch der Fisch- und sonstigen Lebensmittelfrachten, die an Bord minoischer Schiffe von Ägypten nach Griechenland befördert wurden, gelangten sie bereits im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. über den Seeweg nach Hellas. Die Meinungen über ihre starke Verbreitung und Omnipräsenz sind geteilt, besonders wenn es ihrer mancherorts zu viele gibt. Auf der Platia im Dorf finden sich Hauskatzen, streunende und kränkliche Katzen ein, die von einigen Angestellten in Tavernen und Kafenions verscheucht, von anderen gefüttert werden. Ein hiesiger Fischer fährt täglich, wenn das Wetter es erlaubt, aufs Meer hinaus und füttert bei seiner Rückkehr um die zwanzig Katzen. Andere Einheimische gehen weniger liebevoll mit den Tieren um. In hiesiger ruralen Gegend am Ionischen Meer, in der viele von Landwirtschaft und Viehzucht leben, ist es für die meisten unverständlich, dass ich Katzen habe, die beliebig im Haus ein- und ausgehen; die sich drinnen aufhalten, essen und schlafen können. Denen ich Namen gegeben habe: Er heißt Hugo, sie Sophia. Hier ist es eher üblich, Nutzkatzen in landwirtschaftlichen Betrieben zu halten, damit sie Mäuse, Schlangen, Ratten und sonstige Schädlinge fangen oder von Haus und Stall fernhalten. Zum Hausinneren haben sie jedoch keinesfalls Zutritt. Eine ältere Frau aus dem Dorf sagte einmal ungläubig zu mir: „Du hast eine Katze im Haus? Schläft die drinnen? Ist das nicht schmutzig?“ Eine andere meinte: „Ich bin noch nie jemandem begegnet, der mit Katzen befreundet ist!“ Der 76-jährige Mitsos zuckt zusammen, als Hugo der Kater im Wohnzimmer erscheint und sich neben ihn aufs Sofa setzt. „Τι κάνει εδώ μέσα!“*, ruft er entrüstet. Hätte sich eine Ziege oder ein Kalb neben ihn gesetzt, wäre Mitsos nicht weniger entsetzt gewesen. In unserer Gemeinde haben es sich mehrere Einwohner, darunter Griechen und Nichtgriechen, zur Aufgabe gemacht, die vielen streunenden Katzen täglich zu füttern. Im Sommer überleben sie dank der Freundlichkeit der Touristen, nach Abschluss der Saison versiegt diese Futterquelle, und wir kümmern uns um die Streuner. Auf angebotene Sterilisationsprogramme greifen immer noch die wenigsten zurück. Erfreulich hörten sich in diesem Zusammenhang die Ansichten unseres Freund Alexandros an: Als wir uns in einem Kafenion in Paliampela an einen Tisch setzen, erklärte der 42-Jährige, dass die Präsenz von Katzen ein untrügliches Merkmal für ein gemütliches Lokal sei. Und immer seien die Betreiber in diesem Fall freundliche, gütige Menschen. Wir sitzen auf der überdachten Veranda des Kafenions. Drinnen und auch hier, im Außenbereich, sitzen mehrere Katzen im Raum verteilt, friedlich, mit geschlossenen Augen oder nach Essensresten spähend, die zu Boden fallen. Der Kafenionbesitzer bringt uns einen Krug mit Wasser, Ouzo, Bier, und serviert uns dazu ein Backofengericht: Schweinefleisch mit Kartoffeln in Zitronensauce mit Salz, Pfeffer, Oregano. Wovon sicherlich das eine oder andere Stückchen für die Katz zu Boden fallen könnte. Dann setzt er sich zu seinen neuen Gästen an den Tisch und reicht uns die Hand. Ο Νίκος είμαι. Από πού είστε?**

(Griechenalnd Zeitung / Linda Graf)

*Ti kani edo messa!? / Was macht der hier drinnen!?
**O Nikos imä. Apo pou iste? / Ich heiße Nikos. Woher kommt ihr?

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