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Mord an polnischem Professor in Athen: Ex-Frau als mögliche Drahtzieherin unter Anklage Tagesthema

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Unser Foto (© Eurokinissi) entstand am Donnerstag, 17.7.2025, im Rahmen der Aussagen der Verdächtigen vor der Staatsanwaltschaft. Unser Foto (© Eurokinissi) entstand am Donnerstag, 17.7.2025, im Rahmen der Aussagen der Verdächtigen vor der Staatsanwaltschaft.

Im Fall eines ermordeten polnischen Universitätsprofessors am 4. Juli in Agia Paraskevi, ein Vorort im Nordosten von Athen, liegt nun eine Anklage wegen vorsätzlicher Tötung gegen fünf Personen vor. Die Ermittlungen der griechischen Polizei haben ein komplexes Tatbild zutage gefördert, das auf eine gezielte und organisierte Tat mit familiärem und finanziellem Hintergrund hindeutet.


Motiv und Tatablauf


Das 43-jährige Opfer lebte in Griechenland und hatte mit seiner griechischen Ex-Frau zwei gemeinsame Kinder. Zwischen beiden Parteien bestanden langfristige rechtliche Auseinandersetzungen, insbesondere um das Sorgerecht. Ein kürzlich ergangenes Gerichtsurteil ermöglichte es dem Professor, die Kinder mit ins Ausland zu nehmen. Ein Urteil, das offenbar zur Eskalation führte.
Die Ermittlungen ergaben, dass der Mord genau vorbereitet worden war. Der aktuelle Lebensgefährte der Ex-Frau, ein 35-jähriger Mann, soll den tödlichen Schuss abgegeben haben. Unterstützt wurde er dabei von drei weiteren Personen: zwei albanischen Staatsbürgern, darunter ein 16-Jähriger, sowie einem Bulgaren. Die fünf Verdächtigen wurden inzwischen festgenommen.


Organisation und Ausführung


Zunächst sollte das Verbrechen offenbar im Athener Vorort Chaidari verübt werden, wo sich das Opfer mit seiner Ex-Frau und den Kindern bei einem Kinderpsychologen aufhielt. Wegen Zeitmangels wurde das Vorhaben jedoch verschoben. Schließlich wurde dem Professor in der Irini-Straße in Agia Paraskevi, wo er die Kinder abholen wollte, aufgelauert.
Laut Aussagen des mutmaßlichen Täters sowie seiner Komplizen war die Tatwaffe, eine Pistole des Typs Tokarev sowie die dazugehörige Munition, zuvor in der Gegend rund um den Athener Omonia-Platz beschafft worden. Nach der Tat warf der Schütze die Waffe und seine Jacke in einen Müllcontainer und floh zu Fuß. Über mehrere Zwischenstationen gelangte er mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Nafplio auf der Peloponnes, wo er sich mit Hilfe seiner Komplizen ein Alibi verschaffen wollte. Der Fluchtwagen, ein gemieteter Porsche Cayenne, konnte über Kameras geortet und identifiziert werden. Dadurch gelang es der Polizei, die Beteiligten zu ermitteln und festzunehmen.

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Die Rolle der Ex-Frau


Im Fokus der Ermittlungen steht insbesondere die Ex-Frau des Opfers. Gegen sie wurde Anklage wegen Anstiftung zum Mord erhoben. Während sie sämtliche Vorwürfe bestreitet, liegen laut Polizei belastende Beweise vor. So wurde auf ihrem Mobiltelefon ein Foto des Opfers gefunden, das am Tag des Mordes aufgenommen wurde: ein Hinweis darauf, dass sie den Aufenthaltsort des Professors weitergeleitet haben könnte. Die Aufnahme wurde kurz vor der Tat gemacht und mutmaßlich an ihren Lebensgefährten gesendet.
Zudem haben alle vier männlichen Mitbeschuldigten die Tat gestanden und in ihren Aussagen die Ex-Frau als zentrale Figur der Planung und Finanzierung benannt. Laut Polizei kommunizierte sie mit dem mutmaßlichen Täter über die verschlüsselte App „Signal“, dabei wurde die Nummer ihres minderjährigen Sohnes genutzt, um die Kommunikation zu verschleiern.
Ein weiteres beunruhigendes Detail: Der Täter hatte kurz vor der Tat mit dem Sohn des Opfers telefoniert, offenbar um Informationen über die Ankunft des Vaters zu erhalten. Das Kind befand sich zu diesem Zeitpunkt im Haus seiner Mutter und hatte keine Kenntnis über die Mordabsicht.


Geld und Erpressung


Die drei Komplizen gaben an, zwischen 1.500 und 2.000 Euro für ihre Beteiligung erhalten zu haben. Nachdem sie jedoch realisiert hatten, dass es sich um einen vollzogenen Mord handelte, sollen sie versucht haben, den Haupttäter, mit einer Forderung von bis zu 50.000 Euro zu erpressen. Laut ihren Aussagen soll auch hier die Ex-Frau zugesagt haben, die Zahlung dieses Betrages zu übernehmen.


Wissenschaftler und Vater


Die Familie des Professors – er galt als Experte für die Bereiche Marketing und Wirtschaft – zeigte sich nach Bekanntwerden der Tathintergründe erschüttert. Auf einer Crowdfunding-Seite, die zur Unterstützung der Hinterbliebenen eingerichtet wurde, erklärte sein Bruder: „Unsere Familie ist am Boden zerstört. Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um Gerechtigkeit zu schaffen.“
Ein enger Kollege des Opfers betonte in einer Stellungnahme gegenüber amerikanischen Medien, dass dieser „nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, sondern vor allem ein liebevoller Vater“ gewesen sei. Er appellierte daran, jetzt vor allem das Wohlergehen der beiden Kinder sicherzustellen.


Weiteres Vorgehen der Justiz


Am kommenden Montag, dem 21. Juli, sollen alle fünf Beschuldigten vor der zuständigen Jugendkommission erscheinen, da sich unter ihnen auch der 16-jährige Mitangeklagte befindet. Die Anklagepunkte lauten unter anderem auf vorsätzliche Tötung, Anstiftung zum Mord, Beihilfe sowie illegalen Waffenbesitz und -gebrauch.


(Griechenland Zeitung / Cecile Klatt)

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