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Griechische Mezedes: Einfach wie bonjour

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Foto (© GZlg): Auberginen mit Knoblauch Foto (© GZlg): Auberginen mit Knoblauch

In der hiesigen ruralen Region am Ionischen Meer ist das tägliche Fleisch in den meisten Familien ein Muss. Dazu werden stets Bauernsalat sowie reichlich Brot gereicht.

Meine Nachbarin Joanna stammt aus Polen und hat vor 18 Jahren in die seit Generationen hier ansässige Schafbauernfamilie eingeheiratet. Da nicht nur ihr Mann, sondern auch die Söhne und ihre Tochter partout jeden Tag das gleiche Gericht essen möchten, hat sie längst alle Versuche aufgegeben, ihnen zur Abwechslung Gemüse oder nahrhafte Suppengerichte aufzutischen. Außer wenn es stürmt und regnet und sie drinnen kocht, bereitet Joanna Tag für Tag das Fleisch draußen auf dem Grill neben der Haustür zu. Jeden Tag Fleisch essen zu können, galt und gilt hierorts auch weiterhin als Zeichen dafür, dass die Familie im gutgeführten Haushalt bestens versorgt ist. Hier, im wilden Westen Griechenlands, können die Farmer es nicht fassen, wenn sich Besucher in Kafenions oder Tavernen erkundigen, ob es vegetarische oder gar vegane Gerichte gibt, und gleichzeitig erklären, dass sie kein Fleisch essen! Denn in hiesigen Gefilden bedeutet eine Mahlzeit ohne Fleisch … Ausnahmezustand. Auf Fleisch verzichten viele, wenn auch nicht alle, an Freitagen oder auch während der vor Ostern oder Weihnachten anstehenden Fastenzeit. In den Tavernen und Kafenions werden dann zur Abwechslung – wenn man denn von Fisch und Meeresfrüchten absieht –, sozusagen vegetarische Gerichte aufgetischt. Es gibt es Bohnen-, Linsen-, Reis- und Nudelspeisen. Ich stehe auf diese Gerichte, die mit bestem Olivenöl, frischen Zutaten und auf einfache Art zubereitet wahre Gaumenfreuden sind. In seiner Historie war das griechische Volk mehrmals Hungerperioden ausgesetzt. In diesen Zeiten war man auf Kartoffeln, Gemüse aus dem Eigenanbau, auf Eier, Weizen und auf die Milchprodukte von Haustieren angewiesen. Lambrini stammt aus einem Bergdorf und hat in den Ort eingeheiratet. Sie reicht in ihrem Kafenion die besten, mit wenigen Zutaten zubereiteten Mezedes zu Ouzo, Bier und Wein. Drei habe ich bereits erfolgreich ausprobiert, da sie einfach wie bonjour anzurichten sind. Die einzigen Vorbedingungen sind frische Zutaten, im besten Fall aus dem Garten oder vom Bauernmarkt, und Olivenöl von bester Qualität. Hier ist das köstliche Trio, mit dem Sie Ihre Freunde und Bekannten im Handumdrehen mit Mezedes à la carte bewirten können: Es gibt gekochte, in mundgerechte Viertel geteilte Kartoffeln, zu denen Lambrini grobes Meersalz gibt, Zitronensaft, Kapern oder Blattpetersilie, und die sie abschließend mit Olivenöl begießt. Und fertig! Auf Zimmertemperatur abgekühlt, entwickelt das Zusammenspiel der simplen Zutaten seinen vollen Geschmack. Der zweite Mezes, ebenfalls einfach wie bonjour, besteht aus Auberginenscheiben, die Lambrini mitsamt in Blättchen geschnittene Knoblauchzehen in heißem Olivenöl gar brät, dabei mit grobem Meersalz bestreut, abschmeckt, und abschließend zum Absaugen des Olivenöls auf mehrere Lagen Küchenpapier löffelt. Zum Auberginen-Knoblauch-Mezes gibt sie Zitronensaft und Blattpetersilie hinzu. Ein dritter Mezes, dessen Zubereitung einfacher ist als der Ausspruch seines Namens, heißt μπουγιουρντí – bougiourdí Feta aus dem Backofen. Auf den Schafskäse und drumherum verteilt Lambrini gehackten Paprika – es muss der scharfe, grüne, dünne sein –, einige Tomatenscheiben und Zwiebelringe, Knoblauch, Oregano, Meersalz, schwarzen Pfeffer und Olivenöl. Lambrini serviert den gebackenen Schafskäse ofenheiß in einer Tonschüssel, außen knusprig und innen weich. Und immer schön Brot in den salzig-süßen Saft tunken! (Griechenland Zeitung / Linda Graf)

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